/ 04.06.2013
Verena Blechinger
Politische Korruption in Japan. Ursachen, Hintergründe und Reformversuche
Hamburg: Institut für Asienkunde 1998 (Mitteilungen des Instituts für Asienkunde 291); 416 S.; 58,- DM; ISBN 3-88910-199-2Diss. München; Erstgutachter: J. Glaubitz. - Seit dem Recruit-Skandal aus dem Jahr 1988 reißt die Kette von Korruptions- und Bestechungsvorwürfen in der japanischen Politik nicht mehr ab. Sogar im Allerheiligsten der japanischen Bürokratie, dem Finanzministerium, hat es in jüngster Zeit Verhaftungen gegeben. Korruption ist offensichtlich ein weitverbreitetes Mittel der Interessenvertretung im japanischen politischen System. Bislang hat es weder in japanischer noch in englischer oder gar deutscher Sprache eine grundsätzliche systematische politikwissenschaftliche Untersuchung dieses Phänomens gegeben. Die Studie Blechingers, derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Japanstudien in Tokio, schließt diese Lücke auf überzeugende Weise. Nach einer Diskussion und Definition des Begriffs "politische Korruption" untersucht die Autorin, ausgehend vom Recruit-Skandal, Ursachen und Hintergründe politischer Korruption in Japan. Dabei berücksichtigt sie sowohl Einflüsse aus dem Bereich der politischen Kultur als auch strukturell bedingte Auslöser von politischer Korruption. An die folgende Darstellung der Instrumente zur Bekämpfung dieser Fehlentwicklung schließt sich eine ausführliche Feldstudie zum Umgang mit politischer Korruption unter Premierminister Miyazawa an. Dabei wird ein besonderes Schwergewicht auf die Behandlung des schon zu jener Zeit vieldiskutierten Themas "politische Reform" gelegt. Die Folgen der nach dem Ende des sogenannten 55er Systems, also der unumschränkten Herrschaft der LDP, im Jahre 1993 beschlossenen Reformen werden in einem abschließenden Unterkapitel diskutiert. Am Ende ihrer faktenreichen, eine Vielzahl japanischer Quellen berücksichtigenden Untersuchung kommt die Autorin zu dem Schluß, daß politische Korruption in Japan kein Problem individueller Politiker ist, "sondern vielmehr als Symptom für strukturelle Defizite im politischen System verstanden werden muß" (347).
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.68 | 2.23 | 2.22 | 2.263
Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Verena Blechinger: Politische Korruption in Japan. Hamburg: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/6079-politische-korruption-in-japan_8264, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 8264
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M. A., Politikwissenschaftler.
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