Als Reaktion auf die Französische Revolution entwickelten sich nach 1789 in vielen europäischen Ländern politische Theorien liberaler, konservativer, sozialistischer und anderer Prägung, so auch in Russland. Von Beyme beschreibt den "Sonderweg", den diese Entwicklung in Russland nahm. Denn obwohl auch die russische "Intelligenzija" von den Ideen der französischen Aufklärung, dem deutschen Idealismus, dem französischen Positivismus und Frühsozialismus sowie schließlich dem Marxismus und Neukantianismus geprägt wurde, so "hatte sich niemals im Zeitalter der Ideologien von 1789-1945 in Russland eine Chance ergeben, legale Politik und Theorie der Politik harmonisch miteinander zu verbinden" (212). Der Autor macht dafür in erster Linie den Umstand verantwortlich, dass es in Russland bis 1905 "keine Repräsentativverfassung gegeben hatte" (57). Von Beyme stellt die einzelnen Denker der jeweiligen politischen Strömungen von den Dekabristen bis hin zum Marxismus-Leninismus unter Einbezug der spezifisch russischen Ansätze des Slawophilismus, Liberalismus und Radikalismus dar. Die strukturierte Gliederung des Buches hilft dem Leser bei der Orientierung durch dieses komplexe Thema. Inhaltsübersicht: I. Liberalismus und Radikalismus; II. Traditionalismus und Konservatismus; III. Sozialismus, Anarchismus und Kommunismus.