/ 20.06.2013
Peter Kelbel
Praxis und Versachlichung. Konzeptionen kritischer Sozialphilosophie bei Jürgen Habermas, Cornelius Castoriadis und Jean-Paul Sartre
Berlin/Wien: Philo 2005 (Monographien zur philosophischen Forschung 287); 449 S.; kart., 44,- €; ISBN 3-86572-529-5Diss. Tübingen; Gutachter: H. Fahrenbach, E. Braun. – Kelbel vergleicht und hinterfragt drei kritische sozialphilosophische Entwürfe, die die moderne Erfahrung der „Versachlichung“ gesellschaftlicher Verhältnisse thematisieren. Im Einzelnen beschäftigt er sich mit Habermas’ Kommunikationstheorie der Gesellschaft, Castiriadis’ Konstitutionstheorie des gesellschaftlichen Imaginären und Sartres konflikttheoretischer Sozialanthropologie. Vorangestellt findet sich in Kapitel I eine Metakritik der Analysen, die Habermas, Castoriadis und Sartre zum Diskurs über Marx und den Marxismus beigetragen haben. Mittels der Konfrontation des Habermas’schen Ansatzes mit zwei anderen Paradigmen sollen Korrektive für Schwächen der Kommunikationstheorie angegeben werden. Gleichwohl teilt der Autor Habermas’ Ansichten zur fundamentalen Bedeutung sprachlich vermittelter sozialer Interaktion. Anhand des Ansatzes von Castoriadis lässt sich laut Kelbel enthüllen, dass es der Habermas’schen Perspektive „am Sinn für die Erzeugung und historisch-epochale Variabilität von Gültigkeitsbedingungen“ (27) mangelt. Mit Sartre glaubt er wiederum zeigen zu können, dass Habermas’ Kommunikationstheorie auf der „Marginalisierung sozialer Konflikte“ (27) gründet. Nicht nur diese Thesen machen die Arbeit interessant. Ausgehend von der Feststellung, dass „Kritik und Utopie als die beiden gleichermaßen relevanten und aufeinander beziehbaren Pole fungieren müssen“ (407) gelingt Kelbel eine argumentativ und theoretisch gesättigte Kritik versachlichter und ökonomisierter Verhältnisse. Die sicherlich nicht einfach zu lesende Studie hebt sich insofern wohltuend vom Mainstream des ideologisierten Anti-Neoliberalismus ab.
Markus Linden (LIN)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, SFB 600 - Teilprojekt C7 "Die politische Repräsentation von Fremden und Armen", Universität Trier.
Rubrizierung: 5.46 | 5.42
Empfohlene Zitierweise: Markus Linden, Rezension zu: Peter Kelbel: Praxis und Versachlichung. Berlin/Wien: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/23438-praxis-und-versachlichung_26894, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 26894
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Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, SFB 600 - Teilprojekt C7 "Die politische Repräsentation von Fremden und Armen", Universität Trier.
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