/ 30.05.2013
Karl A. Duffek / Barbara Rosenberg (Hrsg.)
Progressive Perspektiven. Europas Sozialdemokratie in Zeiten der Krise
Wien: Löcker Verlag 2013 (Edition Renner-Institut 2); 275 S.; brosch., 19,80 €; ISBN 978-3-85409-658-0Sind die europäischen Sozialdemokraten „für den Konflikt mit den Marktideologen und den Finanzindustriellen einerseits und der Konfrontation mit den populistischen Gegnern der klassischen liberalen Demokratie hinreichend gerüstet?“ (19) Diese Frage diskutiert der Journalist Werner A. Perger in einer Gesprächsreihe des Wiener Karl‑Renner‑Instituts mit europäischen Expert_innen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Bei der Entwicklung neuer, progressiver Perspektiven für Europa und die Sozialdemokratie sind die Interviews nicht immer erfolgreich. Jutta Allmendinger beispielsweise fordert nachvollziehbar und nachdrücklich eine inklusive deutsche Frauen‑ und Bildungspolitik, übergreifende „Strategien gegen die ,Postdemokratie‘“, die der Titel des Gesprächs verspricht, finden sich allerdings kaum. Der niederländische Sozialdemokrat Job Cohen dagegen verknüpft die Integrationsproblematik der Niederlande direkt mit den Herausforderungen an die europäischen Demokratien. So wie Bildung eine Grundvoraussetzung für Integration sei, sieht er Integration als Voraussetzung für das „Modell Europa“. Die Sozialdemokraten müssen sich auf ihre traditionellen Werte besinnen, um die gegenwärtigen Probleme, wie die Überalterung der Gesellschaften und die immer weiter klaffende Schere zwischen Globalisierungsgewinnern und ‑verlierern, anzugehen. Wie Cohen verurteilt auch der SPD‑Politiker Peer Steinbrück die vorherrschende Distanz zwischen Politik und Bürgern, die das Vertrauen der Wähler_innen immer weiter sinken lässt. Dazu sei es notwendig, dass die Parteien sich öffnen, ihr Themenspektrum erweitern, die Bürger_innen aktiv „gewinnen“, statt ihnen bloße Botschaften entgegenzuhalten. Perger selbst ist in seinen Vorstellungen wesentlich mutiger: „Moderne Unternehmer, verantwortungsvolle Gewerkschafter, engagierte Aktivisten aus der Zivilgesellschaft und eine visionär‑pragmatische Regierung, in gemeinsamer Arbeit am Gemeinwohl – das wäre eine passable progressive Perspektive.“ (25)
Simone Winkens (SWI)
M. A., Politikwissenschaftlerin, Online-Redakteurin.
Rubrizierung: 2.61 | 2.22 | 2.262 | 2.263
Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Karl A. Duffek / Barbara Rosenberg (Hrsg.): Progressive Perspektiven. Wien: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/234-progressive-perspektiven_43718, veröffentlicht am 23.05.2013.
Buch-Nr.: 43718
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M. A., Politikwissenschaftlerin, Online-Redakteurin.
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