/ 17.06.2013
Eugen Drewermann
Reden gegen den Krieg
Düsseldorf: Patmos Verlag 2002; 159 S.; brosch., 9,90 €; ISBN 3-491-72466-XDas Buch schließt direkt an Drewermanns 1991 im selben Verlag erschienenes Buch "Reden gegen den Krieg" an und fügt einer Auswahl der damaligen neun weitere seither erschienene Beiträge hinzu. Drewermann bezieht als Theologe und Pazifist mit unverkennbar anti-amerikanischer Überzeugung vehement Stellung gegen die amerikanische Rolle in der Weltpolitik und insbesondere gegen die aktuellen Antiterror-Maßnahmen der USA unter George W. Bush; und mit polemischer Schärfe kritisiert er auch die deutsche Außenpolitik seit der Veröffentlichung des Vorgängerbandes als auf eine gradlinig geplante Remilitarisierung ausgerichtet. Dabei ist im Einzelnen schwer nachvollziehbar, woher sich der völlig ressentiment-überladene Generalvorwurf gegenüber dem als feindlich empfundenen Westen jeweils faktisch legitimiert. Zitiert sei als Beispiel gleichermaßen für Inhalt und Duktus eine Passage aus dem Vorwort: "Man hatte den Kalten Krieg 'gewonnen', und man fühlte sich nicht nur militärisch, sondern auch moralisch als 'Sieger'. Der Preis des Triumphes, basierend auf vier Jahrzehnten konsequenter Dialogverweigerung und eines besessenen Wettrüstens, verschwieg man geflissentlich: 50 Millionen Tote jährlich (mehr, als der ganze Zweite Weltkrieg in Europa und Ostasien in sechs Jahren an Menschen gefressen hatte), das tägliche (!) Aussterben von 150 Tier- und Pflanzenarten, die endgültige Abkoppelung der 'Ersten' Welt von der Dritten Welt durch strukturell ungerechte Austauschrelationen von Rohstoffen und Fertigwaren auf dem Weltmarkt, die dramatische Zuspitzung aller ökologischen Probleme durch die ungelöste Frage wachsender Überbevölkerung ..." (10 f.) Drewermann selbst deutet hier mögliche Fortsetzung an, und in der Tat ließe sich analog beliebig fortsetzen.
Inhalt: Krieg ist Krankheit, nicht Therapie (2001); Unserer Sicherheit zuliebe (2001); Die Psychologie der Gotteskrieger (2001); Die Lüge vom humanitären Krieg (2000); Stahlhelm-Pazifismus (1999); Allerdings: Soldaten sind Mörder (1998); "Pfarrer auf der Kanzel: Sag nein!" oder Kriegsbereitschaft darf nicht der "Normalfall" sein (1994); Antisemitismus - in psychoanalytischer Sicht (1994); Herodes in uns (1990); Sagt NEIN! (1991); Die Zukunft ist eine pazifistische, oder sie ist gar keine (1991); Platz zu schaffen dem Ratschlag des Friedens (1991); Es gibt für diesen Globus nur eine Lösung der Gemeinsamkeit (1991); Die Logik des Krieges (1991); Der Friede ist kein Ziel, er ist ein Weg (1991).
Thomas Nitzsche (TN)
M. A., Fachreferent für Politikwissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena (ThULB).
Rubrizierung: 2.23 | 4.2 | 4.41
Empfohlene Zitierweise: Thomas Nitzsche, Rezension zu: Eugen Drewermann: Reden gegen den Krieg Düsseldorf: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14594-reden-gegen-den-krieg_19549, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 19549
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M. A., Fachreferent für Politikwissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena (ThULB).
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