/ 20.06.2013
Emanuel Richter
Republikanische Politik. Demokratische Öffentlichkeit und politische Moralität
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 2004 (rowohlts enzyklopädie); 190 S.; 12,90 €; ISBN 3-499-55666-9Mit der als verständliche Einführung konzipierten Schrift beabsichtigt Richter, „das republikanische Denken modelltheoretisch und entwicklungsgeschichtlich nachzuzeichnen und seine gegenwärtige politische Bedeutung aufzuzeigen“ (7). Ausgehend von der Diagnose einer generellen Krise westlicher Gegenwartsgesellschaften, die sich in einer wachsenden Entfremdung von Individuen und Politik, dem Abbau wohlfahrtsstaatlicher Leistungen und zunehmender Tendenzen der Denationalisierung manifestiert, plädiert der Autor für eine Rückbesinnung auf die Prinzipien des Republikanismus. Als Bezugspunkte dienen u. a. diskurstheoretische Ansätze der regionalen und /index.php?option=com_content&view=article&id=41317spezifischen Bürgerbeteiligung sowie der auf Lefort, Rödel, Frankenberg und Dubiel zurückgehende Gedanke vom „symbolischen Dispositiv der Demokratie“. Als zentraler Integrationsmodus gilt somit die „Rückführung aller politischen Herrschaft auf den ‚Willen’ der Bürger“ (46), also die Errichtung und Aufrechterhaltung einer republikanischen Öffentlichkeit. Das Buch gliedert sich in drei Teile: Zunächst wird das „Anliegen des Republikanismus idealtypisch erläutert“ (14). Der zweite Teil ist den begrifflichen Facetten und der Theoriengeschichte des Republikanismus gewidmet. Abschließend wird auf die gegenwärtige Bedeutung republikanischer Gedanken eingegangen, wobei konkrete Empfehlungen für die „Kompetenz der Politiker“, die Bewältigung von Problemen des Wohlfahrtsstaats, die Nutzbarmachung bürgerschaftlichen Engagements und die Friedenspolitik im Zeitalter der Globalisierung angestellt werden. Der Autor erweist sich als emphatischer Verfechter einer bürgernahen Politik, welche der „Input-Seite“ des politischen Prozesses eine überragende Bedeutung zuweist. Gerade weil Kritikpunkte an dieser Konzeption kaum Erwähnung finden, erweist sich das Buch neben seiner didaktischen Qualitäten auch als lohnenswerte Streitschrift in praktischer Absicht.
Markus Linden (LIN)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, SFB 600 - Teilprojekt C7 "Die politische Repräsentation von Fremden und Armen", Universität Trier.
Rubrizierung: 5.43 | 5.41
Empfohlene Zitierweise: Markus Linden, Rezension zu: Emanuel Richter: Republikanische Politik. Reinbek bei Hamburg: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/23178-republikanische-politik_26537, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 26537
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Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, SFB 600 - Teilprojekt C7 "Die politische Repräsentation von Fremden und Armen", Universität Trier.
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