/ 03.06.2013

Piet Tommissen (Hrsg.)
Schmittiana. Beiträge zu Leben und Werk Carl Schmitts. Band V
Berlin: Duncker & Humblot 1996; 332 S.; 98,- DM; ISBN 3-428-08612-0Der 5. Band der "Schmittiana" enthält eine Mischung aus kleinen, unbekannten Arbeiten des stets familiär-liebevoll als "C. S." bezeichneten Meisters, einigen älteren, hier neu dokumentierten Reaktionen auf C. S., sowie zwei umfangreichen biographischen Aufsätzen. Kernstück ist der Briefwechsel zwischen C. S. und dem, wie C. S. "konservativ-revolutionären Meisterdenker" (Lokatis, 28) Wilhelm Stapel, der aufschlußreich für Schmitts Denken im Nationalsozialismus ist. Leider sind die späteren Antwortbriefe Schmitts nicht enthalten, so daß aus dem anfänglichen Dialog mehr und mehr ein einseitiges Zeugnis wird. Stapels Bewunderung für Schmitt durchzieht alle Briefe; am 11. Juni 1933 schreibt er an Kolbenheyer, Schmitt "ist so eine Art Kronjurist der Regierung Hitler" (48). Er fährt fort: "Es ist freilich so, daß diese ungläubigen Katholiken, die doch ihren Katholizismus nicht aufgeben, einen mephistophelischen Zug bekommen." (49) Aber auch das ist, man muß es vielleicht erwähnen, durchaus positiv gemeint. Am 29. März 1945 entfährt Stapel der Satz, er "lechze nach Siegen" (90), während die Briefe der Nachkriegszeit Einsichten enthalten wie diese: "Verfolgt zu werden von denen, die heute an der Macht sind, ist eine Ehre und verheißt die Zukunft des Werkes." (28.1.1951, 99) Es ist zu bedauerlich, daß die Antworten von C. S. fehlen!
Inhalt: A. Inedita: Carl Schmitt: Eine Tischrede (1938) (9-12); Carl Schmitt: Was habe ich getan? (1957) (13-19); Carl Schmitt: Prolog zu "Diálogos" (Madrid 1962) (21-22); Ignacio Maria Sanuy: Europa, Spanien und Carl Schmitt (1962) (23-25); Siegfried Lokatis (Hrsg.): Wilhelm Stapel und Carl Schmitt. Ein Briefwechsel (27-108). B. Zeugnisse: Jürgen Seifert: Unterwegs zur Ebene über dem Gegensatz. Anmerkungen zu Dirk van Laak: Gespräche in der Sicherheit des Schweigens, 1993, S. 288-293 (109-150). C. Forschungsergebnisse: Piet Tommissen: Neue Bausteine zu einer wissenschaftlichen Biographie Carl Schmitts (151-223); Gregor Brand: Non ignobili stirpe procreatum: Carl Schmitt und seine Herkunft, (225-298). D. Dokumente: Eugenio d’Ors: La Lettre, l'Esprit et l'Esprit de la Lettre.-I. (1930) (299-304); Vamireh Chacon: Die Rezeption Carl Schmitts in Brasilien (305-313); Günther Krauss: Carl Schmitt und die Weimarer Reichsverfassung. Eine Betrachtung zum 11. Juli 1953 (315-319). E. Anlage: Piet Tommissen: Schmittiana I, II, III und IV. Berichtigungen und Ergänzungen (321-332).
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.4
Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Piet Tommissen (Hrsg.): Schmittiana. Berlin: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/2032-schmittiana_2460, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 2460
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Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
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