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/ 20.06.2013
Pierre Bourdieu

Schwierige Interdisziplinarität. Zum Verhältnis von Soziologie und Geschichtswissenschaft. Hrsg. von Elke Ohnacker und Franz Schultheis

Münster: Westfälisches Dampfboot 2004; 199 S.; 24,80 €; ISBN 3-89691-573-8
Ein Hauptthema des einflussreichen französischen Soziologen Pierre Bourdieu war die komplexe Beziehung zwischen Soziologie und Geschichtswissenschaft. Zur soziologischen Typenbildung und um allgemein gültige Aussagen zu treffen, bediente sich der 2002 verstorbene Bourdieu zwar sowohl genetischer Ansätze als auch historisch vergleichender Methoden. Doch dabei grenzte er sich bewusst von gängigen geschichtswissenschaftlichen Vorgehensweisen ab. Nicht um eine vereinzelnde, „historisierende“, sondern um eine vergleichende Forschung gehe es der Soziologie seit Max Weber und Emile Durkheim. Um den Fehler zu vermeiden, Vergangenes nicht teleologisch als lineare Vorstufen zur Gegenwart anzusehen, sollten die – historisch oder soziologisch - Forschenden sich immer wieder auf ihre eigene soziale Verortung und ihre Vorurteile hin kritisch überprüfen. Wie sich Geschichte und Soziologie einerseits theoretisch, andererseits ganz konkret in der europäischen Wissenschaftslandschaft entwickelt haben und wie Vertreter der Disziplinen sich beeinflussen und miteinander umgehen, davon handeln die hier versammelten Texte Pierre Bourdieus. Im ersten Teil über den Umgang des Soziologen mit der Geschichte setzt sich Bourdieu mit Max Weber und der Entstehung staatlicher Bürokratie auseinander. Einem zweiten Teil mit Gesprächen und Aufsätzen zum Verhältnis von Historikern und Soziologen folgt schließlich eine Preisrede Bourdieus zu seiner Methode der teilnehmenden bzw. „reflexiven“ Objektivierung. Die vorliegende Edition, die Bourdieu vor seinem Tod selbst noch angeregt hat, ist großenteils recht voraussetzungsreich und anspruchsvoll. Sie eignet sich daher nicht als Einstiegslektüre zu Bourdieu, bietet hingegen eine anregende Diskussion und Vertiefung sozialwissenschaftlicher Fragen und Methodenprobleme. Aus dem Inhalt: Elke Ohnacker: Vorwort (7-18) I. Historische Soziologie Pierre Bourdieu: Keine Angst vor Max Weber (20-23) Pierre Bourdieu: Von der königlichen Hausmacht zur Staatsraison. Ein Modell der Genese des bürokratischen Feldes (24-47) II. Historiker und Soziologen Pierre Bourdieu / Roger Chartier / Robert Darnton: Dialog über die Kulturgeschichte (50-68) Pierre Bourdieu / Roger Chartier: Wer macht Geschichte, wer macht Geschichten? (69-85) Pierre Bourdieu im Gespräch mit Christophe Charle, Hartmut Kaelble und Jürgen Kocka. Zwei Tagungen (Paris, Göttingen) (86-97) Pierre Bourdieu im Gespräch mit Lutz Raphael: Über Beziehungen zwischen Geschichte und Soziologie in Frankreich und Deutschland (98-125) Pierre Bourdieu: Die Historiker und die Soziologie (126-151) Pierre Bourdieu: Die Besonderheiten der Nationalgeschichten: Vergleichende Geschichte relevanter Unterschiede zwischen den Nationen (152-170) III. Interdisziplinarität Pierre Bourdieu: Teilnehmende Objektivierung (172-186) Franz Schultheis: Nachbemerkungen (187-189)
Tine Hanrieder (CTH)
M. A., wiss. Assistentin, Geschwister-Scholl-Institut, LMU München.
Rubrizierung: 5.465.2 Empfohlene Zitierweise: Tine Hanrieder, Rezension zu: Pierre Bourdieu: Schwierige Interdisziplinarität. Münster: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/23055-schwierige-interdisziplinaritaet_26376, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 26376 Rezension drucken
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