/ 21.06.2013
Erhard Schütz / Peter Uwe Hohendahl (Hrsg.)
Solitäre und Netzwerker. Akteure des kulturpolitischen Konservatismus nach 1945 in den Westzonen Deutschlands
Essen: Klartext 2009; 244 S.; brosch., 22,90 €; ISBN 978-3-89861-891-5Die Autoren vermitteln eine breite und fachübergreifende Perspektive auf konservative Denkrichtungen in den Westzonen des jungen Nachkriegsdeutschlands. Thematisiert werden sowohl die Wurzeln und Bezugspunkte der jeweiligen Denkrichtung, die Verflechtungen (Netzwerker) und Abgrenzungen (Solitäre) einzelner Positionen sowie die Wirkung auf die politische Kultur der sich entwickelnden Bundesrepublik. Der Konservatismus in Deutschland, ob mit Hitler verbündet oder im Widerstand, musste sich einerseits mit der Niederlage des Dritten Reiches auseinandersetzen und sich andererseits auf die Rückkehr der liberalen parlamentarischen Demokratie einstellen, die er vor 1933 bekämpft oder verachtet hatte. Die Autoren gehen den verschiedenen kulturpolitischen Strategien dazu nach und setzen sich mit zentralen Figuren wie Martin Heidegger, Ernst Jünger oder Carl Schmitt auseinander. Sie zeigen, wie selbsternannte Mittler – z. B. Margret Boveri, Gerhard Nebel, Egon Vietta – diese zu vernetzen suchten. Vor allem betten sie diejenigen, die sich als Solitäre verstanden, in die wieder aufgenommenen oder neu entstehenden Netzwerke in Presse, Verlags- und Akademiewesen ein. Unter der Fragestellung „Alte Netze – neu gestrickt“ (167) geht es etwa um die „Elitenkontinuität“ (168). Am Beispiel der NS-Auslandsillustrierten Signal wird auf die „engmaschigen Seilschaften in den Nachkriegsredaktionen, das Korps- und Elitedenken, de[n] damit zusammenhängende[n] Ausschluss von Remigranten und ‚Unbefleckten’, Sozialdemokraten und Sozialisten“ (172) hingewiesen. Insbesondere die Personalpolitik von „Christ und Welt“, von „Quick“ und „Revue“ hätten die Fortexistenz konservativer Netzwerke verdeutlichtet. Insgesamt leisten die Autoren einen Beitrag zur Rekonstruktion der wechselnden Adaption von Konservatismus, Demokratie und Nachkriegskultur. Der Band geht zurück auf eine Tagung am Institut für deutsche Literatur an der Humboldt-Universität im Juni 2007, der wiederum im Rahmen eines gemeinsamen Forschungsprojektes der Cornell University (Ithaca, NY) und der Humboldt-Universität im Frühjahr 2006 eine Konferenz zum Thema Konservatismus in Deutschland vorausgegangen war.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.331 | 2.313 | 2.35 | 5.42 | 5.46 | 2.22 | 2.64
Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Erhard Schütz / Peter Uwe Hohendahl (Hrsg.): Solitäre und Netzwerker. Essen: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/29870-solitaere-und-netzwerker_35388, veröffentlicht am 28.01.2010.
Buch-Nr.: 35388
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