/ 21.06.2013

Rainer Ferchland (Hrsg.)
Sozialberichte: Was sie benennen und was sie verschweigen. Studie des Instituts für Sozialdatenanalyse e. V. Berlin – isda
Berlin: Karl Dietz Verlag 2007 (Rosa-Luxemburg-Stiftung: Texte 38); 383 S.; brosch., 19,90 €; ISBN 978-3-320-02115-3Die Sozialberichterstattung dient der Beschreibung und Bewertung der Lebensbedingungen der Bevölkerung und der gesellschaftlichen Entwicklung insgesamt. Sie kann auf soziale Problemlagen aufmerksam machen und Handlungsbedarfe formulieren. Inwieweit die Befunde in politisches Handeln münden, hängt entscheidend von der Qualität der Berichte und der Art des Umgangs mit ihnen ab. Wie beides verbessert werden und unter welchen Voraussetzungen die Sozialberichterstattung „Impulse für mehr soziale Gerechtigkeit“ (13) geben und selbst zur sozialen Integration beitragen kann, ist das dieser Studie zugrunde liegende Erkenntnisinteresse. Einleitend werden Ziele, Aufgaben und Funktionsbestimmungen der Sozialberichterstattung diskutiert. Anschließend stellen die Autoren 16 verschiedene Sozialberichte vor und diskutieren diese im Hinblick auf ihre soziale Wirksamkeit. Die Auswahl umfasst Berichte, die sich auf einzelne regionale Ebenen (EU, Deutschland, Ostdeutschland), auf bestimmte Lebenslagen (z. B. Bildung, Gesundheit) und auf einzelne Bevölkerungsgruppen (z. B. Familien, Kinder/Jungendliche, Menschen mit Migrationshintergrund) beziehen. Zwar sei die Sozialberichterstattung in Deutschland „regelmäßiger, umfassender, transparenter geworden“ (373), resümiert Ferchland, doch würden diese zunehmend „zu Fleiß- und Legitimationsberichten über das regierungsamtliche Handeln umfunktioniert (375).“ Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf die mangelnde öffentliche Rezeption der Berichte. Um das Mobilisierungs- und Einflusspotenzial der Sozialberichterstattung auszuschöpfen, müsse mit den Berichten ein breiter gesellschaftlicher Diskurs über die Befunde und deren Konsequenzen geführt werden, um damit den „öffentlichen Druck für eine sozial gerechte und solidarische Politik zu erhöhen“ (375).
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.342 | 2.343 | 2.35 | 2.331
Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Rainer Ferchland (Hrsg.): Sozialberichte: Was sie benennen und was sie verschweigen. Berlin: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/28232-sozialberichte-was-sie-benennen-und-was-sie-verschweigen_33210, veröffentlicht am 03.04.2008.
Buch-Nr.: 33210
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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