/ 03.06.2013
Bruno W. Speck
Strömungen politisch-sozialen Denkens im Brasilien des 20. Jahrhunderts
Freiburg i. Br.: Arnold-Bergstraesser-Institut 1995 (Freiburger Beiträge zu Entwicklung und Politik 16); VIII, 340 S.; brosch., 29,- DM; ISBN 3-928597-12-4Politikwiss. Diss. Freiburg i. Br. - Die eigenen Traditionen politischen Denkens in Brasilien stehen im Zentrum der Arbeit, denn im 20. Jahrhundert hat die Rezeption einheimischer Autoren eine mindestens ebenso große Bedeutung erlangt wie die Verarbeitung von Ideen aus dem Ausland. Der Autor beleuchtet auch den Hintergrund intellektueller Debatten, d. h. es wird ein Bild der wichtigsten politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen des Landes gezeichnet.
Speck unterscheidet drei Epochen hinsichtlich der Politikkonzepte und Gesellschaftsbilder dieses Jahrhunderts: Auseinandersetzungen zwischen den liberalen Gründervätern der Ersten Republik und einer jüngeren Generation von autoritären Denkern während der ersten Jahrzehnte; die Debatte zwischen dem entwicklungsnationalistischen Lager und liberal-konservativen Staatskonzepten nach Ende des zweiten Weltkrieges; der Wandel hin zu einem pluralistischen Gesellschaftsbild und einer veränderten Staatskonzeption seit den siebziger Jahren unter dem Eindruck von Militärdiktatur einerseits und Redemokratisierung seit 1974 andererseits.
Da in deutscher Sprache bisher kaum Studien zu diesem Bereich vorliegen, ging es dem Autor auch darum, die Forschungsergebnisse der brasilianischen Sozialwissenschaft zusammenzutragen.
Aus dem Inhalt: 2. Liberale Republik oder Staat und Nation - Umbruch in der politischen Ideengeschichte während der Ersten Republik: 2.1 Liberale Konzepte der Gründerväter der Ersten Republik; 2.2 Kritiker der politischen Praxis und autoritäre Konzepte; 2.3 Kulturinterpretation und nationale Identität im Wandel; 2.4 Denkmuster: Generationenkonflikt zwischen liberalen Republikanern und autoritären Etatisten. 3. Gesellschaftlicher Dualismus und politisches Harmoniestreben - Politische Polarisierung in der populistischen Phase: 3.1 Rückbesinnung auf das liberale Erbe im Lichte von Nationalismus, Etatismus und sozialer Frage; 3.2 Industrialisierungs- und Entwicklungsdebatte in den Planungsinstitutionen; 3.3 Universitäten und politische Kaderschmieden als Schulen politisch-sozialen Denkens; 3.4 Denkmuster: Oberflächliche Polarisierung bei gemeinsamen Ausgangspunkten. 4. Revision politischer Konzepte unter dem Eindruck der Militärdiktatur: 4.1 Staatsklassen und Technokratie im Schußfeld der Kritik; 4.2 Sozialwissenschaften und Demokratisierung; 4.3 Der Ort des Öffentlichen und des Privaten: eine Neubewertung des Staates; 4.4 Denkmuster: Ein neues Verständnis der liberalen Demokratie? 5. Epochen und Schulen politischen Denkens im Brasilien des 20. Jahrhunderts: 5.1 Epochen politischen Denkens; 5.2 Spezifika des brasilianischen politischen Denkens? 6. Bürgerkultur, öffentliche Moral und Rechtsstaatlichkeit als neue Leitbegriffe nach dem Zusammenbruch der großen Theorien?
Sabine Steppat (Ste)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.65 | 5.4
Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Bruno W. Speck: Strömungen politisch-sozialen Denkens im Brasilien des 20. Jahrhunderts Freiburg i. Br.: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1260-stroemungen-politisch-sozialen-denkens-im-brasilien-des-20-jahrhunderts_1382, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 1382
Rezension drucken
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
CC-BY-NC-SA