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/ 20.06.2013
Karl Eimermacher / Astrid Volpert (Hrsg.)

Tauwetter, Eiszeit und gelenkte Dialoge. Russen und Deutsche nach 1945

München: Wilhelm Fink Verlag 2006 (West-Östliche Spiegelungen Neue Folge: Wuppertal-/Bochumer Projekt über Russen und Deutsche im 20. Jahrhundert 3); 1.306 S.; kart., 180,- €; ISBN 978-3-7705-4088-4
„Gemeinsame negative wie positive Erfahrungen, vor allem aus dem Zweiten Weltkrieg, wurden in der Nachkriegszeit – sieht man einmal von den Propagandaschlachten der Medien ab – wesentlich ausgeweitet und überwiegend konstruktiv genutzt“ (13), schreiben die Herausgeber einleitend. Und deshalb ist die doppelte Nachkriegsgeschichte der Beziehungen zwischen der Sowjetunion und den beiden deutschen Staaten viel mehr als die Stereotypen vom großen Bruder und seinem Vasallen oder von den Feinden im Kalten Krieg vielleicht vermuten ließen. Im Unterschied zu früheren Perioden, so Eimermacher und Volpert, habe die Zahl der Kontakte aus den jeweiligen politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Bedürfnissen heraus auf beiden Seiten sogar unvergleichlich große Ausmaße angenommen. Dabei sei in den Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik oft versucht worden, ost-west-blockabhängige Gesichtspunkte zu ignorieren oder zu unterlaufen. Ähnlich wie in den beiden vorherigen Bänden dieser Reihe umfassen die Beiträge wieder ein breites Themenspektrum, beginnend mit einem Kapitel über den Umgang mit der Kriegsvergangenheit. Ausgewertet werden die Moskauer Archivquellen über die Frage der Entlassung deutscher Kriegsgefangener nach Stalins Tod, zu den weiteren Themen gehören unter anderem der politische Witz in der totalitären Epoche, Sowjetrussland im Leben und Schreiben Johannes R. Bechers sowie die Erlebnisse des Osteuropaforschers Martin Winkler. Im zweiten Kapitel geht es um gespaltene deutsch-sowjetische Perspektiven; dazu zählen Beiträge über die sowjetische Sicht auf den 17. Juni 1953, deutsche Unternehmerreisen in die Sowjetunion, deutsch-russische Sportbegegnungen und über das Bild der Sowjetunion im politischen Lied der Bundesrepublik. Das dritte Kapitel ist den Feldern der interkulturellen Orientierung gewidmet, bis hin zu der subversiven Wirkung, die die sowjetische Literatur in der DDR entfaltete. Der Band schließt mit einem Beitrag über die posttotalitäre russische Gesellschaft auf der Suche nach einem Ausweg aus der Identitätskrise.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.14.222.622.252.3132.3142.35 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Karl Eimermacher / Astrid Volpert (Hrsg.): Tauwetter, Eiszeit und gelenkte Dialoge. München: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/23738-tauwetter-eiszeit-und-gelenkte-dialoge_27283, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 27283 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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