/ 04.06.2013
Roland Czada / Gerhard Lehmbruch (Hrsg.)
Transformationspfade in Ostdeutschland. Beiträge zur sektoralen Vereinigungspolitik
Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 1998; 421 S.; 78,- DM; ISBN 3-593-35868-9Die Übertragung des westlichen Institutionengefüges auf die neuen Bundesländer stellt gleichermaßen eine große Herausforderung wie ein fruchtbares Untersuchungsfeld für die Politikwissenschaft dar. Auch wenn die Transformationsforschung ein multi-disziplinäres Unterfangen ist, so können hier politikwissenschaftliche Analysen - nicht zuletzt dank der Aktivitäten des Kölner Max-Planck-Institutes für Gesellschaftsforschung (MPIfG) - eine profilierte Rolle spielen. Dies belegen eindrucksvoll die Beiträge des Bandes, die weitgehend aus der Zusammenarbeit des MPIfG mit einer Konstanzer Forschergruppe um Lehmbruch stammen. Die Fallstudien des gut gegliederten Bandes untersuchen das Transformationsgeschehen in spezifischen Politiksektoren mit jeweils unterschiedlicher Staats- bzw. Marktnähe. Eingangs- (Lehmbruch) und Schlußbeitrag (Czada) dienen der Diskussion wichtiger analytischer Kategorien des gemeinsamen akteurstheoretischen Ansatzes (Differenzierung politisch-institutioneller Ebenen, kollektive Akteursstrategien, sektorspezifische Koordinationsmechanismen und Organisationsstrukturen). Das dergestalt theoretisch angeleitete induktive Vorgehen (22 f.) macht die hohe Variationsbreite der west-ostdeutschen Transformationspfade plausibel und zeigt überzeugend, daß anfangs die "Wirksamkeit der Basisinstitutionen und materiellen Ressourcen Westdeutschlands [...] überschätzt [wurde] im Verhältnis zur Bedeutung sektoraler Governance-Mechanismen. Die Allokation und die Anwendung rechtlicher und materieller Ressourcen vollzieht sich nämlich [...] im Rahmen von spezifischen Sektorstrukturen, sektoralen Beziehungsnetzwerken und formellen wie informellen Transaktionsregeln, die zusammen einen komplexen Lenkungsmechanismus darstellen." (407)
Inhalt: Einleitung: Gerhard Lehmbruch: Zwischen Institutionentransfer und Eigendynamik: Sektorale Transformationspfade und ihre Bestimmungsgründe (17-57). I. Infrastruktursektoren: Tobias Robischon: Letzter Kraftakt des Staatsmonopols: Der Telekommunikationssektor (61-86); Klaus König / Jan Heimann: Sieg der Üblichkeit: Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (87-111); Martin Richter: Zwischen Konzernen und Kommunen: Die Strom- und Gaswirtschaft (113-141). II. Staatsnahe Dienstleistungen: Renate Mayntz: Koordinierte und dezentrale Angleichung: Akademieforschung und Hochschulen (145-164); Philip Manow: Zerschlagung der Polikliniken und Transfer korporativer Regulierung: Das Gesundheitswesen (165-190); Susanne Hepperle: Durchsetzung des westdeutschen Ordnungsmodells: Rundfunk und Fernsehen (191-238). III. Marktnahe Dienstleistungen: Arne Kapitza: Verlegerische Konzentration und redaktionelle "Ostalgie": Die Printmedien (241-265); Angelo Caragiuli: Wettbewerb als Motor des Institutionentransfers: Das Bankenwesen (267-300); Heike Jacobsen: Ungesteuerte Expansion auf der grünen Wiese: Der Einzelhandel (301-330). IV. Produzierende Sektoren: Gerhard Lehmbruch / Jörg Mayer: Kollektivwirtschaften im Anpassungsprozeß: Der Agrarsektor (331-364); Roland Czada: "Modell Deutschland" am Scheideweg: Die verarbeitende Industrie im Sektorvergleich (365-410).
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.313 | 2.325 | 2.343 | 2.333 | 2.342
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Roland Czada / Gerhard Lehmbruch (Hrsg.): Transformationspfade in Ostdeutschland. Frankfurt a. M./New York: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/3989-transformationspfade-in-ostdeutschland_5667, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 5667
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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