/ 22.06.2013
Florian Flörsheimer
Transformationsprozesse des Sicherheitssektors im Neoliberalismus
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Nomos Universitätsschriften: Politik 185); 220 S.; 39,- €; ISBN 978-3-8329-7540-1Diss. Marburg; Begutachtung: F. Deppe, G. Fülberth. – Vor allem zwei Entwicklungen haben die Transformationsprozesse im Bereich des Militärs in den vergangenen Jahren auch zum Thema öffentlicher Diskussionen gemacht: zum einen die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht zugunsten einer ausgebauten und umstrukturierten Berufsarmee, zum anderen der medienwirksame Einsatz privater Sicherheitsfirmen seit dem Irakkrieg. Öffentlich weniger sichtbar, dafür aber nicht weniger radikal, hat parallel auch eine Umstrukturierung der inneren Sicherheit, insbesondere des Polizeiapparates, stattgefunden. In der medialen und politischen Debatte werden als Ursachen für derartige Entwicklungen zumeist Fragen knapper öffentlicher Kassen und Effizienzaspekte diskutiert. Flörsheimer betreibt in seiner Dissertation eine tiefer gehende Ursachenforschung und stellt beide Transformationsprozesse in den Rahmen staatstheoretischer Überlegungen. Er zeigt, wie die sich im Neoliberalismus wandelnde Verbindung von Staatsapparat und Kapitalinteressen auch Auswirkungen auf das staatliche Gewaltmonopol hat. Dabei geht es nicht allein um eine gestiegene Einflussnahme privater Dienstleister und deren Lobbys; als weitaus wesentlichere Ursache betrachtet der Autor „die Tatsache, dass das nationalstaatlich organisierte Gewaltmonopol insbesondere für die Organisation der Sicherheit des globalen […] Kapitals tendenziell dysfunktional geworden ist“ (205). Im Mittelpunkt der Betrachtungen Flörsheimers steht die Frage nach dem Einfluss privater Akteure auf die Transformation des Sicherheitssektors sowie die mit dieser Transformation verbundene Neuausrichtung des Verhältnisses staatlicher und privater Interessen und Akteure. Die staatstheoretischen Überlegungen, die dabei angestellt werden, sind größtenteils nicht wesentlich neu, sondern lassen sich in einer regulationstheoretischen und neomarxistischen Tradition verorten, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten in Deutschland an Aufwind gewonnen hat. Darüber hinaus lässt sich aber vor allem hervorheben, dass das Buch sicher eine der umfassendsten und detailliertesten Analysen der historischen wie zeitgenössischen Wandlungsprozesse des Sicherheitssektors bietet, die gegenwärtig zu finden sind.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.343 | 2.324
Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Florian Flörsheimer: Transformationsprozesse des Sicherheitssektors im Neoliberalismus Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35428-transformationsprozesse-des-sicherheitssektors-im-neoliberalismus_42705, veröffentlicht am 20.12.2012.
Buch-Nr.: 42705
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Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
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