Skip to main content
/ 20.06.2013
Stefan Marschall

Transnationale Repräsentation in Parlamentarischen Versammlungen. Demokratie und Parlamentarismus jenseits des Nationalstaates

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2005 (Studien zum Parlamentarismus 1); 377 S.; brosch., 39,- €; ISBN 3-8329-1502-8
Politikwiss. Habilitationsschrift Düsseldorf; Gutachter: U. v. Alemann. – Marschall stellt seine Untersuchung parlamentarischer Versammlungen in den Kontext der Diskussion über die Zukunft bzw. den Wandel von Demokratie und parlamentarischer Repräsentation angesichts von Prozessen der Denationalisierung: „Die Untersuchung der repräsentativen Prozesse auf der internationalen Ebene [...] kann einen Beitrag zu der Frage leisten, wie Interessenvertretung und -berücksichtigung jenseits des Staates institutionalisiert wird, werden kann und soll.“ (20) Da es sich bei den parlamentarischen Versammlungen um institutionell heterogene Gebilde handelt, die zudem bislang kaum systematisch erforscht wurden, formuliert Marschall zunächst eine präzise Definition als „transnational-multilaterale korporative Akteure, die aus Abgeordnetengruppen nationaler Parlamente zusammengesetzt sind“ (22). Danach lassen sich weltweit 45 Institutionen dieses Typs identifizieren, von der 1888 gegründeten Interparlamentarischen Union bis hin zur erst 2003 ins Leben gerufenen Parlamentarischen Versammlung Europa-Mittelmeer. Marschall gibt einen kurzen Überblick über alle 45 Fälle, bevor er dann seine demokratie- und repräsentationstheoretisch begründete Fragestellung anhand von vier Fallstudien näher untersucht. Einem „most similar cases-design“ folgend, hat Marschall dafür die parlamentarischen Versammlungen des Europarats, der NATO, der OSZE und der WEU ausgewählt. Dies bietet zudem den Vorteil guter Verfügbarkeit von Daten und Zugänglichkeit von Interviewpartnern. Marschall zeigt, dass Parlamentarische Versammlungen gerade nicht an dem Referenzmaßstab nationaler Parlamente gemessen werden oder gar als Vorentwicklungsstufen „vollständiger“ Parlamente betrachtet werden dürfen. Vielmehr handelt es sich bei ihnen um „reife institutionelle Arrangements mit eigenen funktionalen Potenzialen und Struktureigenwilligkeiten“ (338).
Julia von Blumenthal (JB)
Prof. Dr., Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin.
Rubrizierung: 4.14.34.54.452.213.32.612.632.652.672.68 Empfohlene Zitierweise: Julia von Blumenthal, Rezension zu: Stefan Marschall: Transnationale Repräsentation in Parlamentarischen Versammlungen. Baden-Baden: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/25031-transnationale-repraesentation-in-parlamentarischen-versammlungen_28955, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 28955 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA