Ein Verdienst der Reihe „Staatsverständnisse“ besteht darin, das Staats- und Gesellschaftsverständnis staatsrechtlicher und politikwissenschaftlicher Klassiker vor dem Hintergrund jüngerer Entwicklungen – insbesondere der viel beschworenen Auflösung nationalstaatlicher Strukturen – neu zu hinterfragen. Die neun Beiträge des Sammelbandes zeigen, dass diesbezüglich aus Karl Loewensteins Werk wertvolle Anregungen gezogen werden können. Der Herausgeber charakterisiert Loewensteins Staatsverständnis mit den Schlagworten „Modernität“, „Realismus“ und „Pluralismus“. Markus Lang zeichnet das Bild eines „transatlantischen Brückenbauers“, der die Tradition der deutschen Staatsrechtslehre mit einem amerikanischen Politikverständnis zu verbinden wusste. Diese Grundanliegen Loewensteins lassen sich durch alle Beiträge des Bandes hindurch nachverfolgen. Thematisiert werden: Loewensteins Verhältnis zu Max Weber, seine Stellung innerhalb staatstheoretischer Rezeptionslinien in Deutschland (van Ooyen sieht eine gemeinsame Grundrichtung bei Kelsen, Loewenstein und Fraenkel), seine Sicht auf die Verfassungsgerichtsbarkeit, das Konzept der „militanten Demokratie“, Loewensteins Stellung zum Präsidentialismus sowie sein Spätwerk, indem er sich v. a. mit dem Problem der Elitenbildung beschäftigte. Sollten weltgesellschaftliche Strukturen einer wirksamen politischen Regelung unterworfen werden, so bietet sich Loewensteins Kernaussage geradezu als Handlungsmaxime an. Denn, so Lang: „Was Loewenstein [...] aufzeigt, ist die bleibende Relevanz der Verfassungsstruktur“ (218).