Im Zentrum der Zeitdiagnosen von Bauman steht das Phänomen der Ambivalenz. Der Prozess der Modernisierung – so seine leitende These – folgt einer zweideutigen Logik, bei der der Zuwachs an technischer und ökonomischer Potenz zugleich gekoppelt ist an einen Anstieg der Destruktivität, der die Ziele der gesellschaftlichen Entwicklung entwertet und deren Mittel verdunkelt. Aus dieser Perspektive greift er in der Studie, die 2004 im englischen Original erschienen ist, das Phänomen der Exklusion auf. Diese Prozesse sozialer Ausgrenzung lassen sich in den ökonomisch hoch entwickelten Gesellschaften vermehrt beobachten. Sie führen entweder – durch Schließung von Territorien gegenüber Migranten und Flüchtlingen – zu einer externen Ausgrenzung, oder aber – gegenüber denjenigen, die nicht in das Beschäftigungssystem eingegliedert werden können – zu einer internen Ausgrenzung jener Bevölkerungsgruppen, die von der Mehrheitsgesellschaft als überflüssig, als „Abfall“ behandelt werden. Allerdings gehört die Produktion von Abfall in welcher Form auch immer zu den konstitutiven Merkmalen eines Modernisierungsprozesses, der Wachstum nur durch die so genannte schöpferische Zerstörung erreichen zu können glaubt. Neu an der gegenwärtigen Konstellation ist, dass die Überflüssigen nicht mehr – wie noch in den Zeiten des Kolonialismus – „exportiert“ werden können. Die Globalisierung – und das prägt aus der Sicht von Bauman die Brisanz der gegenwärtigen Lage – hat mit der weltweiten Ausbreitung der modernen Lebensform des individualisierten Konsumkapitalismus diese traditionellen Auswege verstellt. Jetzt sind alle Orte – die modernen eingeschlossen – mit den Konsequenzen dieses Siegeszugs der Moderne konfrontiert und Lösungen der global erzeugten Probleme müssen, wenn es sie denn gibt, in den jeweiligen lokalen Kontexten selbst gesucht werden.