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/ 03.06.2013
Volker Gerhardt

Vom Willen zur Macht. Anthropologie und Metaphysik der Macht am exemplarischen Fall Friedrich Nietzsches

Berlin/New York: Walter de Gruyter 1996 (Monographien und Texte zur Nietzsche-Forschung 34); XIV, 372 S.; Ln., 198,- DM; ISBN 3-11-012801-2
"Nichts steht dem politischen Handeln mehr im Wege als ein Bewußtsein, das mit seinen Forderungen zwar auf die Macht setzt, aber die Macht selbst nicht will" (1). Mit diesem Satz aus der Einleitung seiner "nach langem Umweg" entstandenen und nach 13 Jahren veröffentlichten (vgl. VII ff.) Habilitationsschrift hebt Gerhardt auf dreierlei ab: erstens auf eine in der Tat weitverbreitete, ressentimentbehaftete Einstellung zur Macht, der nur mit massiver Ideologiekritik beizukommen ist; zweitens auf die Tatsache, daß Friedrich Nietzsche für eine solche einen ausgezeichneten Lehrmeister darstellt, und drittens auf die Pointe seiner Schrift, Nietzsche unter dem Fokus der Verknüpfung von Wille und Macht zu lesen. Dabei ist für den Politikwissenschaftler das "Bei-spielen" anthropologischer, metaphysischer und politischer Momente der Macht aus einem Panorama des philosophischen Denkens über Macht (Teil 1) der für den Alltagsgebrauch vielleicht ertragreichste Teil der Schrift; das Nachzeichnen der "Macht in Nietzsches Entwicklung" (Teil 2) und die conclusio, die Nietzsche "auf dem Weg zu einer Metaphysik der menschlichen Welt" (Teil 3) nachdenkt, belohnen jedoch die Lektüre durch ein Nietzsche-Bild, das diesen nicht als hinter den Laufstegen der Postmoderne stehenden Modeschöpfer zeigt, sondern ihn - sehr kritisch - beim metaphysischen Wort nimmt und ihn sogar als "einen modernen Sokrates bezeichnet" (339), als Helfer auf dem Weg zu einer "Philosophie des nur durch uns selbst erschlossenen Lebens" (340). Aus dem Inhalt: 1. Anthropologische, metaphysische und politische Momente der Macht: I. Der Mensch als Macht. Vom Ursprung der Macht in der Handlung: 1. Macht und Wirkung; 2. Macht als Vermögen; 3. Die Macht unter Mächten; 4. Mittel zum Zweck; 5. Die Analogie von Macht und Mensch; 6. Soziale Energie; 7. Macht und Emanzipation. II. Macht und Methaphysik. Begriffsgeschichtliche Aspekte im Blick auf Nietzsche: 1. Die Wirklichkeit der Macht bei Platon und Aristoteles; 2. Von der Macht des alten und des neuen Gottes; 3. Wille und Macht bei Augustinus; 4. Das "Wörtlein mächtig" (Luther); 5. Zur politisch-metaphysischen Machtkonstellation in der Moderne (Hobbes, Spinoza, Leibniz); 6. Die Macht des bloßen Willens (Schopenhauer). III. Macht und Politik. Begriffsgeschichtliche Aspekte mit Blick auf Nietzsche: 1. Der unbedingte Wille zur Realität; 2. Thukydides und der Wille zur Beschreibung der Macht; 3. Machiavelli und die Macht zur Umwertung der Werte; 4. Jacob Burckhardt und die "an sich böse" Macht; 5. Psychologisierung der Macht im 19. Jahrhundert; 6. Die romantische Apotheose des Machtgefühls. 2. Die Macht in Nietzsches Entwicklung: IV. Im Vorfeld menschlicher Macht. Der Machtbegriff beim frühen Nietzsche; V. Das Gefühl der Macht. Die Psychologie der Macht in Nietzsches mittlerer Periode; VI. Der Auftritt des Willens zur Macht. Die Entwicklung des Begriffs im Übergang zum Spätwerk; VII. Kraft und Wille als Macht. Die gesellschaftliche Dimension der Grundbegriffe. 3. Die Welt als Vorstellung von Wille und Macht. Auf dem Weg zu einer Metaphysik der menschlichen Welt: VIII. Die Macht im Willen zur Macht. Über die Gleichung zwischen dem Ganzen und seinem Teil; IX. Die Metaphysik des Werdens; X. Wirklichkeit als Macht. Die Emanzipation der Macht bei Nietzsche.
Klaus Dicke (KD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.335.425.44 Empfohlene Zitierweise: Klaus Dicke, Rezension zu: Volker Gerhardt: Vom Willen zur Macht. Berlin/New York: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/2535-vom-willen-zur-macht_3261, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 3261 Rezension drucken
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