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/ 03.06.2013
Gerhard Bolte

Von Marx bis Horkheimer. Aspekte kritischer Theorie im 19. und 20. Jahrhundert

Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1995; XII, 104 S.; 29,80 DM; ISBN 3-534-12798-6
Man bekommt heute nicht eben häufig ein neues Buch in die Hand, dessen Autor sich zu einer kritischen Theorie bekennt, "die ihr Fundament im Historischen Materialismus und der ökonomischen Gesellschaftstheorie hat" (XII). Bolte nimmt den Zusammenhang zwischen dem kritischen Denken der Frankfurter Schule und Marx (den, soweit der Rezensent sieht, auch nie jemand bestritten hat) und extrapoliert ihn in die Gegenwart, die dringend einer kritischen Theorie bedürfe. Hauptbezugspunkt ist das Denken Horkheimers, und die knappen Anmerkungen schwelgen in Luxemburg, Hegel, und vor allem in den MEW. Da hat "die Bourgeoisie ihr Klassenziel erreicht" (9), da werden die "lumpigen Tricks, die sich die Kapitalistenklasse [...] ersonnen hat" (43) entlarvt, da wird die "feige taktierende" (65) Sozialdemokratie gegeißelt, usw. usw. Etwas kühn ist die Gleichsetzung der dreißiger Jahre mit unserer Gegenwart, wenn der Autor von der "damals wie heute verfemten [...] Marxschen Theorie" (X) spricht. Immerhin ist Marx heute nicht verfemt genug, um einen renommierten Verlag davon abzuschrecken, so etwas zu drucken. Nostalgisch veranlagte Naturen werden bis hinein in den - damals wie heute verfehlten - Jargon auf ihre Kosten kommen.
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.45.33 Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Gerhard Bolte: Von Marx bis Horkheimer. Darmstadt: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/724-von-marx-bis-horkheimer_532, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 532 Rezension drucken
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