/ 03.06.2013
Jürgen Lass
Vorstellungsbilder über Kanzlerkandidaten. Zur Diskussion um die Personalisierung von Politik
Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag 1995; 206 S.; brosch., 48,- DM; ISBN 3-8244-4174-8Diss. Berlin. - Einflüsse der Massenmedien, insbesondere des Fernsehens, haben in den westlichen Demokratien zu einer zunehmenden Personalisierung der Politik geführt, die ablesbar ist an der Kandidatenorientierung bei Wahlen. In der Untersuchung wird "nach den Bestimmungsgründen von Kandidatenorientierung und der Entwicklung der Bestimmungsfaktoren in der Bundesrepublik gefragt. Dazu werden grundlegende theoretische Perspektiven entwickelt, denen die Vorstellung gemeinsam ist, daß Kandidatenorientierung eine 'realitätsgerechte' und ökonomisch sinnvolle Umgangsweise mit Politik darstellen kann" (16). Die empirische Rekonstruktion der Vorstellungsbilder über Kanzlerkandidaten, die auf Daten zu drei Bundestagswahlen (1969, 1976, 1987) basiert, belegt u. a., daß die Bewertung der Kandidaten an kognitiver Fundierung gewonnen hat und diese zu einem integralen und damit dauerhaften Bestandteil der Parteienwahrnehmung und -bewertung geworden sind (191). Da unpolitische Wahrnehmungen bei der Bewertung nur eine untergeordnete Rolle spielen, wirft die Personalisierung demokratietheoretisch bislang keine Probleme auf. Dies könnte sich jedoch ändern, wenn im Zuge wachsenden Problemdrucks die Politiker der Versuchung nachgeben, sich die Zustimmung beim Wähler unabhängig von politischer Leistung zu besorgen (193).
Frank Decker (FD)
Prof. Dr., Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn.
Rubrizierung: 2.332 | 2.322 | 2.24 | 1.2
Empfohlene Zitierweise: Frank Decker, Rezension zu: Jürgen Lass: Vorstellungsbilder über Kanzlerkandidaten. Wiesbaden: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/906-vorstellungsbilder-ueber-kanzlerkandidaten_807, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 807
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Prof. Dr., Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn.
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