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/ 27.11.2014
Klaus Hurrelmann / Tanjev Schultz (Hrsg.)

Wahlrecht für Kinder? Politische Bildung und die Mobilisierung der Jugend

Weinheim/Basel: Beltz Juventa 2014 (Pädagogische Streitschriften); 264 S.; brosch., 19,95 €; ISBN 978-3-7799-2754-9
Die Förderung der Partizipation von Kindern und Jugendlichen wird allgemein als wichtig erachtet, die Frage nach einem Wahlrecht für Kinder hingegen ist höchst strittig. Die Auseinandersetzung darüber, wann ein Mensch reif genug ist, um wählen zu dürfen, berührt zugleich die grundsätzliche Frage, „welche Bürgerrechte Kinder in modernen Gesellschaften haben“ (5), schreiben die Herausgeber. Mit diesem Band strukturieren sie die Debatte, indem sie im ersten Teil Positionen für und im zweiten Teil Argumente gegen ein Wahlrecht für Kinder zusammentragen. Zu Wort kommen neben Vertreter_innen aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen sowie aus der politischen und verbandlichen Arbeit auch einige direkt betroffene Schüler. Einer von ihnen ist der Oberstufenschüler Nicolas Kleeworth, der über sein Engagement gegen die Einführung des Wahlrechts ab 16 Jahren in Hamburg berichtet. Jugendliche seien, so die Begründung, leicht manipulierbar und mit 16 Jahren noch nicht zu einer selbstständigen politischen Meinungsbildung fähig, woran auch die politische Bildung nicht ganz unbeteiligt sei. Ebenso argumentiert Simon Peeck, Schulsprecher eines Hamburger Gymnasiums. Jugendliche seien für die Ausübung des Wahlrechts nur ungenügend vorbereitet und „ein leichtes Opfer für populistische Wahlwerbung“ (224). Diese und ähnliche Bedenken entlarvt Wolfgang Gründinger, Sprecher der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen, als auf Missverständnissen und Denkfehlern beruhende „Scheinargumente“ (24). Ein Mindestwahlalter sei ebenso wenig zu rechtfertigen wie ein Höchstwahlalter, „obwohl sich dafür auch gute Gründe finden ließen“ (25). Jörg Tremmel bezweifelt ebenfalls, dass die politische Urteilsfähigkeit ein geeignetes Wahlrechtskriterium ist. In seiner ideengeschichtlichen Abhandlung zeigt er auf, dass „der gegenwärtige Ausschluss von Kindern und Jugendlichen eine letzte, anachronistische Bastion epistokratischen Denkens ist und damit dem Demokratieprinzip, so wie es heute allgemein verstanden wird, widerspricht“. In der bisherigen Diskussion schien es „[z]u selbstverständlich […], dass es ein Mindestalter bei Wahlen geben muss“ (80), schreibt Tremmel weiter und fordert eine intensive (politikwissenschaftliche) Debatte. In einem abschließenden Streitgespräch der Herausgeber werden die in den Beiträgen vorgebrachten Standpunkte noch einmal gebündelt. Für alle, die sich über die Diskussion zu diesem Thema eingehend informieren oder sich daran beteiligen möchten, ist dieser Band bestens geeignet.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.3324.12.35 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Klaus Hurrelmann / Tanjev Schultz (Hrsg.): Wahlrecht für Kinder? Weinheim/Basel: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37833-wahlrecht-fuer-kinder_46121, veröffentlicht am 27.11.2014. Buch-Nr.: 46121 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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