/ 20.03.2014
Bernd Hüppauf
Was ist Krieg? Zur Grundlegung einer Kulturgeschichte des Kriegs
Bielefeld: transcript Verlag 2013 (Histoire 37); 562 S.; kart., 29,90 €; ISBN 978-3-8376-2180-8Bernd Hüppauf unternimmt in seinem Buch den Versuch, eine Kulturgeschichte des Krieges vorzulegen und die einfach klingende und doch denkbar schwierige Frage zu klären, was Krieg eigentlich ist. In diesem Zuge widerspricht der Autor bereits zu Beginn seines Projekts ausdrücklich dem klassischen Verständnis von Krieg, das seit Carl von Clausewitz – vom Militärhistoriker Martin van Creveld einst auch aus diesem Grund als der „ewige Clausewitz“ bezeichnet – fester Bestandteil der Denkart von Militärs und Strategen geworden ist. Hüppauf versteht Krieg zum Zwecke einer Theoriebildung als ein System, das aus den drei Ebenen der Ereignisse, Diskurse und Kulturgeschichte besteht. Erstere sind seiner Meinung nach Hauptgegenstand wissenschaftlicher Versuche, im positivistischen Sinne objektive Erkenntnisse über das Phänomen Krieg zu gewinnen. Für Hüppauf allerdings ist klar: „[E]s gibt keinen Krieg ohne einen gesellschaftlichen Diskurs aus Reflexion, Imagination und Gedächtnis.“ (32) Krieg und Diskurs hängen somit unmittelbar zusammen, letzterer erfüllt auf der Basis von Bildern, Symbolen und Mythen nach Meinung des Autors eine ordnende und bedeutungsstiftende Funktion. Eine Kulturgeschichte des Krieges – wie Hüppauf sie versteht und in seinem Buch zu liefern versucht – grenzt sich von einer Sozialgeschichte ab, da sich die ihr zugrunde liegende Phänomenologie des Krieges nicht auf die Entwicklungen von Wirtschafts‑ und Sozialstrukturen reduzieren lässt. Diesem Verständnis entsprechend versucht Hüppauf, dem Wesen des Krieges mithilfe einer Typologie näherzukommen, die den Krieg „gemäß der Beziehungen zwischen Kampf und mentalen Strukturen ihrer Epochen“ (90) bestimmt. Der Autor widmet zwei Drittel seines über 500 Seiten starken Buches den Fragen von Theorie und Methoden einer Kulturgeschichte des Krieges, um in den letzten beiden Kapiteln Raum für das Thema der Forschungspraxis und einem Ausblick zu schaffen. Hüppauf macht dabei auch deutlich, was eine Kulturgeschichte des Krieges nicht leisten kann und wandelt letztendlich die titelgebende Ausgangsfrage des Buches zu der Frage um, welche Themenstellungen eine Kulturgeschichte des Krieges behandeln kann und soll.
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 4.1 | 4.41 | 2.25 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Bernd Hüppauf: Was ist Krieg? Bielefeld: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36873-was-ist-krieg_44818, veröffentlicht am 20.03.2014. Buch-Nr.: 44818 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenM.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
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