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/ 19.06.2013
Stefan Ummenhofer

Wie Feuer und Wasser? Katholizismus und Sozialdemokratie in der Weimarer Republik

Berlin: Wissenschaftlicher Verlag Berlin 2003; 312 S.; 32,- €; ISBN 3-936846-37-5
Diss. Hagen; Gutachter: P. Brandt, W. Kruse. - Bis zur Machtübernahme der NSDAP 1933 standen sich mit dem Katholizismus und der Sozialdemokratie zwei Heilslehren mit Ausschließlichkeitsanspruch gegenüber; zwei Weltdeutungen, die nicht nur um die Gestaltung von Staat und Gesellschaft rangen, sondern ebenso um die Stimmen und die Anhängerschaft christlicher Arbeiter. Bei der SPD trat die materialistische Weltanschauung im Verlauf der Weimarer Republik etwas in den Hintergrund, was vor allem taktische Gründe hatte, denn eine wirkliche Auseinandersetzung etwa mit der katholischen Soziallehre fand in der SPD nicht statt. Das Zentrum grenzte sich schon deshalb von der Sozialdemokratie ab, weil es fürchtete, katholische Arbeiter an die SPD zu verlieren. Der Sozialismus war für weite Teile des Zentrums, vor allem aber den Klerus, der Hauptgegner. Ummenhofer gelingt es, nicht nur die unüberbrückbaren Gegensätze, einschließlich der wenigen zaghaften Annäherungsversuche zwischen beiden Parteien und ihren Milieus, darzustellen, sondern auch ihre Bedeutung für die Weimarer Republik und ihr Ende. SPD und Zentrum waren die staatstragenden Parteien der Republik mit einer gegen die Versuchung des Nationalsozialismus vergleichsweise resistenten Anhängerschaft. Beide unterschätzten jedoch die Gefahr des Nationalsozialismus, blieben passiv und vermochten den weltanschaulichen Graben nicht zu überwinden, der eine wirkliche Zusammenarbeit verhinderte. Die Studie zeigt, „dass die Annahme, Katholizismus und Sozialdemokratie [...] hätten Hitler durch gemeinsame Aktionen mit anderen demokratisch-republikanischen Kräften verhindern können, angesichts der faktischen Erstarrung in der Schlussphase der Weimarer Republik unrealistisch ist" (271). Aus dem Inhalt: 2. Eine chronologische Betrachtung 2.1 Blockbildung im Kaiserreich und das Verhältnis von Katholizismus und Sozialdemokratie bis 1918 2.2 Revolution und Weichenstellung (1918/19) 2.3 Koalition unter schwierigen Voraussetzungen (1919-1923) 2.4 Ruhige Jahre? (1924-1928) 2.5 Das Versagen (1928-1933) 3. Eine systematische Betrachtung 3.1 Die Parteien 3.2 Wer wählte wen? Eine Wähleranalyse 3.3 Weitere Parteien und Gruppierungen aus dem katholischen und dem sozialdemokratischen Umfeld 3.4 SPD, Religion und „Religiöse Sozialisten" 3.5 Die Rhein-Mainische Volkszeitung 3.6 Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold 4. Ausblick Das Verhältnis nach 1933 4.1 Die Zeit der Verfolgung unter dem NS-Regime 4.2 Neue Ansätze nach 1945
Henry Krause (HK)
Dipl.-Politologe, Referatsleiter, Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, Dresden.
Rubrizierung: 2.311 Empfohlene Zitierweise: Henry Krause, Rezension zu: Stefan Ummenhofer: Wie Feuer und Wasser? Berlin: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/20560-wie-feuer-und-wasser_23987, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 23987 Rezension drucken
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