/ 08.08.2013
Patrick Halbeisen / Margrit Müller / Béatrice Veyrassat (Hrsg.)
Wirtschaftsgeschichte der Schweiz im 20. Jahrhundert
Basel: Schwabe Verlag 2012; 1.234 S.; 82,- €; ISBN 978-3-7965-2815-6Das Handbuch ist ein Gemeinschaftswerk von über 20 Autoren aus allen Sprachregionen der Schweiz, getragen von der Schweizerischen Gesellschaft für Wirtschafts‑ und Sozialgeschichte (SGWSG) und finanziell unterstützt von verschiedenen Stiftungen, Fonds und Institutionen. Vor dem Hintergrund globaler Umbrüche werden Entwicklungen, Stand und Perspektiven der Volkswirtschaft der Schweiz aufgezeigt. Im einleitenden Beitrag führt Béatrice Veyrassat klug strukturiert in die Ausgangslage im späten 19. Jahrhundert und die ökonomischen wie institutionellen Entwicklungen in der Eidgenossenschaft bis zum Ersten Weltkrieg ein. Die folgenden fünf Teile bestehen aus je drei Beiträgen, welche die jeweiligen thematischen Schwerpunkte detailliert und facettenreich entfalten. Aus politikwissenschaftlicher Perspektive besonders interessant sind die Teile 2 („Die Schweiz in der internationalen Arbeitsteilung“) und 5 („Wirtschaft und Politik“), in denen die Autoren die internationale Verflechtung der Schweiz im 20. Jahrhundert, unter anderem am Beispiel des Finanzplatzes Schweiz, darstellen, zugleich aber auch die duale Wirtschaftsstruktur der Schweiz (Exportwirtschaft vs. Binnenwirtschaft) an den Beispielen der Chemie‑ und Maschinenindustrie sowie an der Tourismusbranche und der Landwirtschaft überaus anschaulich und detailstark diskutieren. Auf der Basis der Einführung von Veyrassat erschließen sich die Zusammenhänge gut, Dopplungen und Wiederholungen werden weitgehend vermieden. In den Analysen zur Wirtschaftspolitik im internationalen Kontext wird deutlich, wie der Staat seine Geld‑, Währungs‑ und Finanzpolitik zu steuern versucht und mit internationalen und europäischen Organisationen zusammenarbeitet: Der Beitritt zur UNO gelang erst 2002 im zweiten Anlauf, eine Mitgliedschaft in der EU wird aus Gründen der Souveränitätswahrung mehrheitlich abgelehnt und stattdessen durch eine Vielzahl bilateraler Verträge gestaltet. Deutlich arbeiten die Autoren heraus, dass der oft beschworene „Sonderfall Schweiz“ nur sehr eingeschränkt ein solcher ist, vielmehr werden die Konsequenzen der Globalisierung, ihre Probleme und Chancen besonders deutlich erkennbar. Es mag widersprüchlich klingen, jedoch wird die Schweiz ihre Unabhängigkeit nur erfolgreich wahren können, wenn „das Netz der internationalen Beziehungen im Bereich der Wirtschaft so eng wie möglich geknüpft wird“ (1.155).
Burkard Steppacher (BKS)
Prof. Dr., Konrad-Adenauer-Stiftung; Forschungsinstitut für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen, Universität zu Köln (http://www.jeanmonnetchair.uni-koeln.de/index.php?id=252).
Rubrizierung: 2.5 | 1.1 | 2.2 | 2.22 | 2.262 | 2.263 | 4.22 | 4.3 | 4.43
Empfohlene Zitierweise: Burkard Steppacher, Rezension zu: Patrick Halbeisen / Margrit Müller / Béatrice Veyrassat (Hrsg.): Wirtschaftsgeschichte der Schweiz im 20. Jahrhundert Basel: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36054-wirtschaftsgeschichte-der-schweiz-im-20-jahrhundert_42550, veröffentlicht am 08.08.2013.
Buch-Nr.: 42550
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Prof. Dr., Konrad-Adenauer-Stiftung; Forschungsinstitut für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen, Universität zu Köln (http://www.jeanmonnetchair.uni-koeln.de/index.php?id=252).
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