In der Diskussion um den wirtschaftlichen Aufstieg von Schwellenländern findet Brasilien gemeinhin besondere Erwähnung. Busch, langjähriger Korrespondent für deutsche Medien in Südamerika, macht darauf aufmerksam, dass, obwohl die Töchter deutscher Unternehmen circa zehn Prozent der brasilianischen Industrieleistung erwirtschaften, das wahre Potenzial Brasiliens für deutsche Unternehmen immer noch unerreicht sei – die Entwicklung einer zahlungskräftigen Mittelschicht sei in Brasilien, mit einer Gesamtbevölkerung von 190 Millionen Menschen, keineswegs abgeschlossen. Busch nennt für die Entwicklung Brasiliens zahlreiche Beispiele wie den Erfolg bei der Armutsüberwindung, strukturelle Entwicklungen in den Provinzen und das Entstehen von nationalen Großkonzernen. Sein Urteil bleibt darüber hinaus nicht einseitig und er mischt seine Begeisterung für dieses Land mit Beobachtungen der Schattenseite wirtschaftlichen Fortschritts. Die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes und die Probleme von Monokulturen durch den Anbau von Zuckerrohr zur Ethanolherstellung erwähnt er dabei ebenso wie die Abhängigkeit der brasilianischen Wirtschaft von einigen wenigen Großunternehmen. Zudem skizziert er die Schwierigkeiten einer übergroßen Verwaltung sowie das exklusiv-elitäre Selbstverständnis einer überwiegend weißen politischen Elite. Letzten Endes überwiege, so Busch, trotz vieler Gegensätze sein Optimismus: „ordem e progresso“, dieses Motto auf dem Spruchband der brasilianischen Flagge stehe dafür, die Zukunft erfolgreich zu gestalten und vor allem wirtschaftlichen Fortschritt zu erzielen. Für interessierte Leser vermittelt das Buch einen überraschend vollständigen und lehrreichen Überblick über ein vielseitiges und faszinierendes Land.