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/ 22.06.2013
Paul Kirchhof (Hrsg.)

Wissenschaft und Gesellschaft. Begegnung von Wissenschaft und Gesellschaft in Sprache. Symposion zur Hundertjahrfeier der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Hrsg. im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Akademie der Wissenschaften des Landes Baden-Württemberg

Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2010 (Akademiekonferenzen 7); 133 S.; 25,- €; ISBN 978-3-8253-5753-5
Wissenschaft und Gesellschaft kommunizieren miteinander, ohne jedoch stets eine gemeinsame Sprache zu sprechen. „Die Wissenschaft steht vor der Aufgabe, die einzelnen Fachdisziplinen untereinander, aber auch in der Begegnung mit der Gesellschaft sprechfähig zu halten. […] Würden Wissenschaft und Gesellschaft einander nicht mehr verstehen, würde die Wissenschaft ein Stück ihrer Lehr- und Publikationsfähigkeit einbüßen, die Gesellschaft ihre Kulturfähigkeit und ihre demokratische Selbstbestimmung verringern“ (7), schreibt Kirchhof und skizziert damit den Ausgangspunkt der Beiträge in diesem Jubiläumsband. Nachdem Wolfgang Raible am Ende seines Rückblicks auf die Bemühungen um eine Universalsprache feststellen muss, dass es eine vollkommene Sprache niemals geben wird, geht es in den weiteren Beiträgen um die unterschiedlichen Sprechweisen in einzelnen Wissenschaftsdisziplinen. Den (deutschsprachigen) Sozialwissenschaften wirft Peter Graf Kielmansegg – bewusst überspitzt – Sprachlosigkeit vor. Durch „gewisse verbreitete Eigentümlichkeiten in der Redeweise“ (93) und eine stark formalisierte Sprache nähmen sich die Sozialwissenschaften die Möglichkeit, mit der sozialen Welt, die sie beschreiben und erklären wollen, zu kommunizieren. Er unterscheidet zwischen der binnen- und außengerichteten Sprache: Auf einer Skala von exoterischem und esoterischem Sprechen hätten die Sozialwissenschaften eine ausgeprägte Neigung entwickelt, so esoterisch wie möglich zu sprechen. Erklären ließe sich dies möglicherweise damit, so Kielmansegg, dass die Sozialwissenschaften im deutschen Wissenschaftssystem nicht so prominent und gesichert dastehen wie in der angelsächsischen Welt. „Es könnte also ein untergründiges Gefühl der Schwäche, der Unsicherheit, des Nicht-Ernst-Genommen-Werdens sein, das die Sozialwissenschaften veranlasst, ihren Rang als Wissenschaften besonders zu betonen, gerade auch in ihrer Redeweise.“ (101) Zu erwähnen ist ferner der Beitrag von Norbert Lammert über die Schwierigkeiten im Verhältnis von Wissenschaft und Politik, die er weniger auf die Sprache als vielmehr auf die Unterschiede in Anspruch und Aufgabe zurückführt.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 5.2 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Paul Kirchhof (Hrsg.): Wissenschaft und Gesellschaft. Heidelberg: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33045-wissenschaft-und-gesellschaft_39477, veröffentlicht am 04.01.2011. Buch-Nr.: 39477 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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