/ 20.06.2013
Julia Inthorn (Hrsg.)
Zivilgesellschaft auf dem Prüfstand. Argumente - Modelle - Anwendungsfelder
Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer 2005 (Globale Solidarität - Schritte zu einer neuen Weltkultur 11); XVII, 141 S.; kart., 22,- €; ISBN 3-17-018668-XDer Band behandelt ein Konzept, das heute interdisziplinär in diverse „Theoriemodell[e] zur Beschreibung und Interpretation sozialer Wirklichkeit“ (IX) integriert wird. Insbesondere in den letzten zwanzig Jahren ist das Konzept einer „Zivilgesellschaft“ in den Wissenschaftsdiskurs eingebracht worden; seine inhaltliche Tradition geht jedoch viel länger zurück. Das Konzept dient gegenwärtig „sowohl als theoretische Utopie bzw. regulatives Ideal als auch als rein deskriptives Element in Theorien“ (X). Die Autorinnen und Autoren beleuchten die Vielfalt der Verwendungen des Zivilgesellschaftskonzepts, untersuchen seinen Erklärungswert und fragen nach Wurzeln und Entwicklungsmöglichkeiten. Welchen Einfluss hat der Begriff, wie leistungsfähig ist er? Zur Beantwortung dieser und ähnlicher Fragen werden exemplarisch ein Akteur (Religionsgemeinschaft), ein Handlungsfeld (Gesundheitswesen) und eine Region (Zentralafrika) als Testfall kultureller Übertragung untersucht. Dabei zeigen die Autoren zum Beispiel, dass „trennscharfe handlungstheoretische Zuschreibungen [in Bezug auf das Konzept Zivilgesellschaft und die darum geführten Diskurse] auf Ebene der Akteure häufig nicht möglich [...] sind“ (138). Dagegen schlägt einer der Autoren vor, Zivilgesellschaft als „Problemindikator für die Bedeutung sozial-moralischer Ressourcen als Grundlage freiheitlicher Staaten zu sehen“ (138).
Aus dem Inhalt:
I. Zivilgesellschaftsmodelle und philosophische Anmerkungen
Norbert Brieskorn:
Zivilgesellschaft - Chancen und Grenzen eines sozialwissenschaftlich-philosophischen Konzepts (2-19)
Karsten Fischer:
‚Zivilgesellschaft’ als Problemindikator - Semantik und Perspektiven einer Begriffskarriere (20-32)
II. Argumente der Wissenschaftstheorie
Michael von Grundherr:
Anmerkungen zur Interdisziplinarität (42-49)
Julia Inthorn:
Zivilgesellschaft: Normativer Gehalt des Begriffs und sozialwissenschaftliche Forschung (50-57)
III. Praktische Kontexte der Zivilgesellschaft
Christian Pisani:
Mediation im Recht? Plädoyer für einen legislativen self-restraint zur Stärkung der Zivilgesellschaft (60-67)
Henner Schellschmidt:
Zivilgesellschaft und Gesundheitswesen - Bürgerorientierung als Herausforderung (68-82)
Christian Apfelbacher:
Partizipation und Gesundheit (83-91)
Koen Vlassenroot:
Die Illusion des Widerstands - Zivilgesellschaft in der Demokratischen Republik Kongo (92-107)
Michael Schöpf:
Das Potenzial der Utopie - Flüchtlingslager und Zivilgesellschaft (108-116)
Hermann-Josef Große Kracht:
Jenseits laizistischer Militanz. Anmerkungen zum Verhältnis von Zivilgesellschaft, Religionsgemeinschaften und Republik (117-130)
Mattias Kiefer:
Die Gretchenfrage neu gestellt - Katholische Kirche und Zivilgesellschaft (131-139)
Christiane J. Fröhlich (CJF)
Dr., Soziologie mit Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 2.23 | 2.343 | 2.331
Empfohlene Zitierweise: Christiane J. Fröhlich, Rezension zu: Julia Inthorn (Hrsg.): Zivilgesellschaft auf dem Prüfstand. Stuttgart: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/23370-zivilgesellschaft-auf-dem-pruefstand_26801, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 26801
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Dr., Soziologie mit Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, Hamburg.
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