/ 21.06.2013

Ursula Renz / Barbara Bleisch (Hrsg.)
Zu wenig. Dimensionen der Armut
Zürich: Seismo 2007; 295 S.; 26,- €; ISBN 978-3-03777-050-4Der Band basiert auf einer interdisziplinären Ringvorlesung der ETH und der Universität Zürich im Sommersemester 2006 und versammelt dreizehn Beiträge aus verschiedenen geistes-, sozial- und naturwissenschaftlichen Disziplinen; er wirft Schlaglichter auf ganz unterschiedliche Dimensionen dessen, was es heißen kann, zu wenig zu haben. Einleitend definieren eine Linguistin und ein Wirtschaftswissenschaftler den Begriff „Armut“ jeweils aus ihrer Perspektive. Letzteres erfolgt durch die Festlegung von Armutsgrenzen, die der Berechnung von Armutsquoten zugrunde liegen – sei es in globalen oder nationalen Kontexten. Ferner werden der Kampf gegen die Armut und dessen sozialgeschichtliche Hintergründe aus historischer Sicht geschildert. In mehreren Beiträgen geht es um die globale Armut. Schwere Armut sei eine Form der Menschenrechtsverletzung, verletzt würden das Recht auf Nahrung, Kleidung, Wohnung, medizinische Grundversorgung und Bildung. Diese Verletzung von Menschenrechten sei zu einem großen Teil durch die Struktur unserer globalen Grundordnung bedingt, die in erster Linie von den Regierungen der reicheren Länder geprägt werde: Die „Katastrophe der schweren Armut in Entwicklungsländern sei auch uns anzulasten, insofern wir deren Bewohnerinnen und Bewohner eine ungerechte Weltordnung aufzwingen, anstatt auf eine reformierte Ordnung hinzuarbeiten, in der die Menschenrechte nachhaltig erfüllt werden können“ (14). Der wirtschaftliche Aufschwung in China, Indien und in Ost- sowie Südostasien habe zwar zur Reduktion der globalen Armut und der globalen Ungleichheiten beigetragen, in Afrika stagniere die Armut jedoch auf hohem Niveau. Eine der Ursachen von Armut im Süden sei die Korruption, deren Beseitigung folglich ein vorrangiges Ziel der Armutsbekämpfung sein müsse. Frauen seien in besonderem Maße dem Risiko der Armut ausgesetzt – sowohl in den Entwicklungs- als auch in den Industrieländern. Zum Schluss des Bandes wird der Blick auf die Armut in der Schweiz gelenkt, eine Stadträtin aus Zürich gibt ihre Einschätzung über die Zukunft des Sozialstaats.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.2 | 2.23 | 2.262 | 2.263 | 2.27 | 2.5
Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Ursula Renz / Barbara Bleisch (Hrsg.): Zu wenig. Zürich: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/28426-zu-wenig_33488, veröffentlicht am 25.04.2008.
Buch-Nr.: 33488
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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