/ 05.06.2013
Ulrich Mammey / Rolf Schiener
Zur Eingliederung der Aussiedler in die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland. Ergebnisse einer Panelstudie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung
Opladen: Leske + Budrich 1998 (Schriftenreihe des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung 25); 142 S.; kart., 33,- DM; ISBN 3-8100-2084-2Die Zuwanderung von Aussiedlern in die Bundesrepublik Deutschland hat mit der Liberalisierung der politischen Systeme in Osteuropa gegenüber den Jahren vor 1987 drastisch zugenommen. Allein zwischen 1988 und 1996 betrug die Zahl der Zuwanderer (in der Hauptsache aus der ehemaligen Sowjetunion, Polen und Rumänien) rd. 2,2 Millionen, damit bewegte sich das jährliche Zuzugskontingent in einer Größenordnung von deutlich über 200.000 Personen. Zwar haben die schon ab 1990 eingeführten Restriktionen (Kontingentierungen und erschwerte Anerkennungsverfahren) den Zuwanderungsdruck spürbar gesenkt, sie haben freilich nicht das Entstehen eines "Aussiedlerproblems" - namentlich hinsichtlich der Eingliederung in den hiesigen Wohnungs- und Arbeitsmarkt - verhindern können. Die im Namen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung durchgeführte Untersuchung analysiert die Integration von Aussiedlern mit Blick auf drei zentrale Bereiche: Wohnungssituation, berufliche und soziale Eingliederung. Die als Panel angelegte Studie beruhte auf zwei Erhebungszeitpunkten (1991, 1994), die die Situation der Ankunft mit der Lage nach etwa dreijährigem Aufenthalt in der Bundesrepublik vergleichen sollte, wobei etwa die Hälfte der in der ersten Welle befragten rd. 1.200 Aussiedlerhaushalte auch noch in der zweiten Welle erreichbar war. Interpretatorisch interessant ist einerseits die im Rahmen einer Clusteranalyse vorgenommene typologische Unterscheidung der sozialen Integration längs der Achsen "objektive Lebensbedingungen" und "subjektives Wohlbefinden" (63 ff.). Andererseits kommt die Analyse der beruflichen Eingliederung mit Hilfe Esping-Andersens Schema post-industrieller Berufs- und Klassenstrukturen (98 ff.) zu dem integrationspolitisch wichtigen Ergebnis, daß "Arbeit in der Bundesrepublik Deutschland [...] von Aussiedlern um den Preis des beruflichen Abstiegs erkauft" wird (119). Mammey/Schiener stellen Verfahren und Befunde sehr methodenorientiert dar - das macht die Arbeit zwar im hohen Maße kontrollierbar, allerdings nur für Leser, die wenigstens über Grundkenntnisse der empirischen Sozialforschung verfügen.
Aus dem Inhalt: 2. Die soziodemographische Struktur der befragten Haushalte: 2.2 Angehörige im Herkunftsland; 2.3 Kirchenmitgliedschaft; 2.4 Einkommen; 2.5 Sprachkenntnisse; 2.6 Staatsbürgerschaft. 3. Integration auf dem Wohnungsmarkt und regionale Mobilität: 3.1 Wohnsituation und -pläne 1991; 3.2 Regionale Mobilität und Veränderung der Wohnform zwischen 1991 und 1994; 3.3 Wohnsituation und -pläne 1994. 4. Zur sozialen Integration der Aussiedler: 4.1 Klassische Dimensionen sozialer Integration in der Empirie; 4.2 Soziale Integration und Lebensqualität: Objektive Lebensbedingungen und subjektives Wohlbefinden; 4.3 Objektive und subjektive Dimensionen sozialer Integration; 4.4 Analyse der sozialen Integration; 4.5 Zusammenschau der Integrationscluster. 5. Analyse der beruflichen Eingliederung von Aussiedlern: 5.1 Arbeitsmarktkennzahlen für Aussiedler in der Befragungswelle von 1994; 5.2 Klassenstruktur und berufliche Mobilität. Anhang 1: Klassifizierung der Berufe im post-industriellen Klassenschema; Anhang 2: Zum post-industriellen Klassenschema.
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.35 | 2.343
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Ulrich Mammey / Rolf Schiener: Zur Eingliederung der Aussiedler in die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland. Opladen: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/7471-zur-eingliederung-der-aussiedler-in-die-gesellschaft-der-bundesrepublik-deutschland_9956, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 9956
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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