/ 17.06.2013
Moshe Zuckermann (Hrsg.)
Zwischen Politik und Kultur - Juden in der DDR
Göttingen: Wallstein Verlag 2002 ("Conferences" Tagungsbände des Instituts für deutsche Geschichte der Universität Tel Aviv 1); 246 S.; brosch., 20,- €; ISBN 3-89244-521-4Da sich die DDR ganz wesentlich mit dem Antifaschismus legitimierte und früh einen Schlussstrich unter die nationalsozialistische Vergangenheit zog, übernahm sie keine besondere Verantwortung für die Bürger, die Juden waren. Deren Zahl war zwar gering, 1949 zählten die jüdischen Gemeinschaften 1250 Mitglieder, 1990 nur noch 372, viele gehörten aber zur kulturellen und politischen Elite. Die "jüdische Herkunft bildete per se kein Kriterium für oder gegen die Wahrnehmung von Staats- und Parteifunktionen" (20). Dennoch gab es auch in der DDR Anzeichen für einen alten und neuen Antisemitismus, der totgeschwiegen wurde. Gleichzeitig nahm die DDR eine strikte antizionistische Haltung ein, gegen die Vertreter der jüdischen Gemeinden auch offiziell protestierten. Dieser Band, mit dem die Beiträge einer Konferenz des genannten Instituts und des Franz-Rosenzweig Forschungszentrums dokumentiert werden, bietet einen guten Überblick über das Thema.
Inhalt: Antisemitismus und Antizionismus: Angelika Timm: Ein ambivalentes Verhältnis - Juden in der DDR und der Staat Israel (17-33); Mario Kessler: Verdrängung der Geschichte - Antisemitismus in der SED 1952/53 (34-47); Karin Hartewig: Die Loyalitätsfalle - Jüdische Kommunisten in der DDR (48-65). Biographie und Erinnerung: Wolfgang Herzberg: Der Schauspieler Gerry Wolf - Ein Beispiel kollektiver Erfahrungsgeschichte jüdisch-deutscher Remigranten (69-81); Cora Granata: "Das hat in der DDR keine Rolle gespielt, was man war" - "Ostalgie" und Erinnerungen an Antisemitismus in der DDR, 1949-1960 (82-100); Barbara Einhorn: Nation und Identität - Erzählungen von Exil und Rückkehr (101-120). Kultur und Politik: Stefan Braese: Ahasver im Bauernstaat - Stefan Heyms Bibel-Lektüren (123-131); Alfred Bodenheimer: "Auf Druckpapier erzeugte Juden" - Antisemitismus und Judentum im Spätwerk Arnold Zweigs (132-140); Frank Stern / Beer Sheva: Real existierende Juden im DEFA-Film - Ein Kino der subversiven Widersprüche (141-156); Sander L. Gilman: Die kulturelle Opposition in der DDR - Der Fall Jurek Becker (157-183); Steven E. Aschheim: "Genosse Klemperer" - Kommunismus, Liberalismus und Judesein in der DDR, 1945-1959 (184-209); Gad Kaynar: Thomas Braschs "Ich-Drama" ohne "Ich" - Jüdische Perspektiven zur Darstellung deutscher Nicht-Identität (210-226); Hans-Jürgen Nagel: Musik und Politik - Paul Dessau und Hanns Eisler (227-238).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.314
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Moshe Zuckermann (Hrsg.): Zwischen Politik und Kultur - Juden in der DDR Göttingen: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/16742-zwischen-politik-und-kultur---juden-in-der-ddr_19237, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 19237
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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