/ 21.06.2013
Herbert Elzer
Zwischen Rheinstaat und Westeuropäischem Bündnis. Großbritannien, Frankreich, die kleineren alliierten Nachbarn und die Besatzung Nordwestdeutschlands 1945
Essen: Klartext 2006 (Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte und zur Geschichte Nordrhein-Westfalens 72); 260 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-89861-617-1„Britisches Postponement, französische Hybris, belgischer Übereifer, niederländischer Atlantizismus, luxemburgische Kleinstaatlichkeit, norwegische Neutralität, dänische Irredenta – dies waren keine Vorzeichen, die für die Konstruktion Europas taugten“ (206), schreibt Elzer. Eine zentrale Rolle am Übergang vom Krieg zum Frieden und in der Okkupationspolitik gegenüber Deutschland 1945 spielte Großbritannien dennoch. Es steht daher im Mittelpunkt dieser diplomatiegeschichtlichen Studie, mit der ein mehrere Länder berücksichtigender Ansatz verfolgt wird. Im ersten Teil beschreibt der Autor die komplexen Rahmenbedingungen der britischen Okkupation und befasst sich dann mit den Plänen, die de Gaulle gegenüber Deutschland verfolgte. Den eigentlichen Schwerpunkt bilden die britisch-belgischen Beziehungen vor dem Hintergrund, dass Großbritannien durch die Kooperation mit kleineren verbündeten Nachbarstaaten möglichst wenig (militärische) Kräfte auf dem Kontinent binden wollte. Im vierten Teil wird daher auch die militärische Zusammenarbeit Großbritanniens mit den Niederlanden, Luxemburg, Norwegen und Dänemark dargestellt. „Paradoxerweise sollte die weitere Entwicklung der europäischen Integration bis in die 1970er Jahre ohne Mitwirkung des Vereinigten Königreichs vonstatten gehen“ (207), schreibt Elzer. Einige Anzeichen seien dafür aber schon 1945 zu erkennen gewesen. So sei angesichts völlig unterschiedlicher besatzungspolitischer Vorstellungen im Zerwürfnis zwischen Großbritannien und Frankreich 1945 der ausschlaggebende Grund dafür zu suchen, dass eine Western European Group mit ihren politischen, militärischen, ökonomischen und kulturellen Gestaltungsmöglichkeiten ohne eine ernsthafte Chance geblieben sei. Das Jahr 1945 sei als „Stunde Null“ der europäischen Einigung angesichts der eigenen heterogenen Interessen für Großbritannien zu früh gewesen.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.1 | 4.22 | 2.61 | 2.313
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Herbert Elzer: Zwischen Rheinstaat und Westeuropäischem Bündnis. Essen: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/26909-zwischen-rheinstaat-und-westeuropaeischem-buendnis_31403, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 31403
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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