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Aus der Annotierten Bibliografie / 11.12.2017

Kompass verloren. Der westeuropäische Kommunismus im Kalten Krieg

Mit dieser Zusammenstellung ausgewählter Kurzrezensionen wird die Geschichte des kommunistischen Denkens und der Parteien, die sich in Westeuropa während des Kalten Kriegs dieser Ideologie verpflichtet sahen, rekapituliert. Die Vorstellungen, was darunter zu verstehen ist, variierten von Land zu Land, die eine übergreifende Vision von der Zukunft gab es auf der westlichen Seite des Eisernen Vorhangs nicht – konnte es spätestens seit der Niederschlagung der Aufstände im Machtbereich der Sowjetunion nicht mehr geben.

Paris local du Parti communiste Jeanne Menjoulet wikimediaLokale Geschäftsstelle der Kommunistischen Partei Frankreichs in Paris. Foto: Janne Menjoulet (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Paris,_local_du_Parti_
communiste_(14819407416).jpg: CC BY 2.0)
Mit dieser Zusammenstellung ausgewählter Kurzrezensionen wird die Geschichte des kommunistischen Denkens und der Parteien, die sich in Westeuropa während des Kalten Kriegs dieser Ideologie verpflichtet sahen, rekapituliert. Die Vorstellungen, was darunter zu verstehen ist, variierten von Land zu Land, die eine übergreifende Vision von der Zukunft gab es auf der westlichen Seite des Eisernen Vorhangs nicht – konnte es spätestens seit der Niederschlagung der Aufstände im Machtbereich der Sowjetunion, in Ungarn, in der DDR und in der Tschechoslowakei, nicht mehr geben. Der auf Moskau ausgerichtete Kompass ging spätestens 1968 verloren, allenfalls bei der West-Berliner SEW und der westdeutschen DKP hielt sich – nicht zuletzt aufgrund inzwischen belegter Geldzuwendungen aus Ost-Berlin – bis 1989 eine unkritische Haltung.

Andreas Baumer

Kommunismus in Spanien. Die Partido Comunista de España – Widerstand, Krise und Anpassung (1970-2006)

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2008 (Studien zu Ethnizität, Religion und Demokratie 9); 445 S.; brosch., 79,- €; ISBN 978-3-8329-3266-4
Diss. Rostock; Gutachter: D. Oberndörfer, J. Rösel. – „Die spanischen Kommunisten haben ihren Beitrag zur Demokratisierung des Landes mit ihrem eigenen Niedergang bezahlt“ (417). Dennoch mutet die Geschichte der Partido Comunista de España (PCE), die Baumer hervorragend recherchiert darstellt, von außen betrachtet keineswegs als Misserfolg an. Die Partei war erst zur entschiedensten Verfechterin der Republik und dann zur wichtigsten Kraft im Widerstand gegen die franquistische ...

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Klaus von Beyme

Sozialismus. Theorien des Sozialismus, Anarchismus und Kommunismus im Zeitalter der Ideologien 1789-1945

Wiesbaden: Springer VS 2013 (Lehrbuch); 359 S.; 34,99 €; ISBN 978-3-658-02949-4
Das Lehrbuch stellt die wichtigsten ideengeschichtlichen Vertreter der Linken vor. Der Sozialismusbegriff in seiner deutschen Variante entstammt dem Autor zufolge der Gelehrtensprache des 18. Jahrhunderts und setzte sich zunehmend „für alle Bestrebungen durch, die auf eine Verbesserung der gesellschaftlichen Zustände drängten“ (8). Nach einem Abriss der bedeutendsten sozialistisch beeinflussten Denkschulen, Bewegungen und Parteien beleuchtet Beyme den bis 1848 dominierenden Frühsozialismus, wobei er auf die Entwicklungen ...

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Hendrik Bunke

Die KPD in Bremen. 1945 bis 1968

Köln: PapyRossa Verlag 2001; 384 S.; brosch., 22,50 €; ISBN 3-89438-230-9
Diss. Bremen; Gutachter: W. Schäfer. - Die Arbeit gibt einen vorwiegend historischen Überblick über die Organisationsstrukturen, die innerparteilichen Auseinandersetzungen und die politische Arbeit der Bremer KPD. Zudem werden die juristische Verfolgung bis hin zum Verbot der Partei 1956 und die sich daran anschließenden Aktivitäten sowie die spätere Gründung der DKP dargestellt. Die Studie ist vor allem deshalb interessant, weil der Autor die bis zur Wiedervereinigung nicht zugänglichen Hauptqu...

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Stéphane Courtois (Hrsg.)

Das Handbuch des Kommunismus. Geschichte – Ideen – Köpfe. Aus dem Französischen von Enrico Heinemann, Ulla Held und Stephanie Singh

München/Zürich: Piper 2010; 846 S.; geb. 49,95 €; ISBN 978-3-492-05260-3
Dem umfangreichen Glossar, an dem über zwanzig Autoren mitgewirkt haben, sind zwei Beiträge vorangestellt: Courtois, der bereits das zweibändige „Schwarzbuch des Kommunismus“ herausgegeben hat, erläutert in „Kurze Geschichte des Kommunismus“ dessen Genese und Entwicklung zur totalitären Diktatur. Dabei geht es nur um die konkrete Herrschaft und ihre gewaltsame Durchsetzung. Die zentrale Feststellung lautet, dass „der Terror als legitimes und normales Instrument der ...

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Eric Hobsbawm

Gefährliche Zeiten. Ein Leben im 20. Jahrhundert. Aus dem Englischen von Udo Rennert

München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2006; 496 S.; kart., 14,50 €; ISBN 978-3-423-34284-1
Die Autobiografie eines der bedeutendsten Historiker nach dem Zweiten Weltkrieg weckt große Erwartungen. Hobsbawm ist in der Politikwissenschaft als Nationalismusforscher bekannt, wofür er weltbürgerliche Voraussetzungen mitbringt. Er, der sich selbst als „displaced person“ bezeichnet (14), wird 1917 als Sohn einer Österreicherin und eines Engländers in Alexandria geboren. Nach dem Krieg zog die Familie nach Wien, die Kindheitserinnerungen füllen die ersten Kapitel. Als Vollwaise kam...

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Thomas Klein

SEW – Die Westberliner Einheitssozialisten. Eine "ostdeutsche" Partei als Stachel im Fleische der "Frontstadt"?

Berlin: Ch. Links Verlag 2009 (Forschungen zur DDR-Gesellschaft); 310 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-86153-559-1
Klein schildert die Geschichte eines politischen Misserfolgs, der in seiner Bedeutung kaum zur Fußnote in der deutsch-deutschen Geschichte reicht – die Geschichte der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins (SEW), des SED-Ablegers im Westteil Berlins. Aufgrund des Viermächte-Status der Stadt fiel die Partei nicht unter das KPD-Verbot des Bundesverfassungsgerichts und sollte dem DDR-Regime als Brückenkopf in den Westen dienen. Dies geschah von Anfang an ohne nennenswerten Erfolg: Bei der...

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Thomas Kroll

Kommunistische Intellektuelle in Westeuropa. Frankreich, Österreich, Italien und Großbritannien im Vergleich (1945-1956)

Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 2007 (Industrielle Welt 71); IX, 775 S.; geb., 74,90 €; ISBN 978-3-412-10806-9
Habilitationsschrift Gießen; Gutachter: F. Lenger, J. Ehmer. – Was bewegte westeuropäische Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler dazu, sich für den Kommunismus zu engagieren? Kroll geht dieser Frage – verstanden als einer nach einem integralen Teil der Geschichte des 20. Jahrhunderts – in einer vergleichenden Länderstudie nach, wobei der Schwerpunkt auf der Nachkriegszeit liegt, begrenzt durch den Aufstand in Ungarn. Einbezogen werden gleichwohl die früheren Generationen...

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Cristina Léon

Zwischen Paris und Moskau. Kommunistische Vorstadtidentität und lokale Erinnerungskultur in Ivry-sur-Seine

München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2012 (Pariser Historische Studien 99); 358 S.; 49,80 €; ISBN 978-3-486-70671-0
Diss. München; Begutachtung: H. G. Hockerts, T. Raithel. – Eine bemerkenswerte kleine Facette Gesamteuropas beschreibt Léon mit der Geschichte von Ivry-sur-Seine. Die Stadt gehört zur Pariser Banlieue und ist dennoch kein Anhängsel der Metropole, sondern politisch auf eigenwilligem Weg unterwegs. Ivry-sur-Seine erscheint sogar als so etwas wie ein kleines Scharnier zwischen dem West- und Osteuropa vor 1989, weil das Rathaus seit Jahrzehnten von einer stabilen kommunistischen Mehrheit domin...

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Lucio Magri

Der Schneider von Ulm. Eine mögliche Geschichte der KPI

Hamburg/Berlin: Argument 2015 (Berliner Beiträge zur kritischen Theorie 15); XXIII, 458 S.; geb., 46,- €; ISBN 978-3-86754-106-0
Der parteipolitisch organisierte Kommunismus in Italien hat mit seinen bis zu zwei Millionen Mitgliedern das Land und seine Geschichte im 20. Jahrhundert ohne Zweifel entscheidend mitgeprägt. Lucio Magri (1932‑2011) hat an dieser Geschichte maßgeblich mitgewirkt, erst in der Kommunistischen Partei Italiens (PCI), nach seinem Ausschluss wegen öffentlich geäußerter Solidarität mit dem Prager Frühling dann auch jenseits der Partei mit der von ihm mitgegründeten Zeitschrift „il manifesto“. In diesem, bereits 2009 in italienischer Sprache erschienenen und nach einem Gedicht...

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Manfred Mugrauer

Die Politik der KPÖ in der Provisorischen Regierung Renner

Innsbruck/Wien/Bozen: Studien Verlag 2006; 363 S.; 38,- €; ISBN 978-3-7065-4142-8
Politikwiss. Diplomarbeit; Betreuer: E. Tálos. – Der Autor hat es sich zum Ziel gesetzt, „die antifaschistisch-demokratische Orientierung der österreichischen KommunistInnen“ (12) während der Zeit ihrer Beteiligung an der Provisorischen Regierung 1945 zu untersuchen. Diese kritiklose Definition der kommunistischen Politik als antifaschistisch-demokratisch behält Mugrauer bei, auch angesichts deren weiterer Einordnung als vergleichbar mit der Politik der KPD in der SBZ und der d...

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Francesco Di Palma / Wolfgang Mueller (Hrsg.)

Kommunismus und Europa. Europapolitik und -vorstellungen europäischer kommunistischer Parteien im Kalten Krieg

Paderborn: Ferdinand Schöningh 2016; 276 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-506-77710-2
Nach der Oktoberrevolution 1917 in Russland war der Idee einer kommunistischen Weltrevolution wenig Erfolg beschieden. Vor allem im Kontext der Blockkonfrontation in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfuhr zwar eine Reihe weiterer Staaten gewaltsame Umstürze. Doch die kommunistischen Parteien dort mussten sich – genau wie ihre Pendants in anders regierten Ländern – ideologisch und praktisch mit den weiterhin existierenden alternativen Ordnungsmodellen ...

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Wilfried Reckert

Kommunismus-Erfahrung. Zwanzig Jahre als DKP-Funktionär. Analytische Reflexionen

Berlin: Lit 2006 (Politikwissenschaft); 162 S.; brosch., 14,90 €; ISBN 978-3-8258-9347-7
War er ein Idiot? Der promovierte Pädagoge Reckert stellt sich die Frage angesichts seiner eigenen politischen Biografie, die ihm in den siebziger Jahren ein Berufsverbot als Lehrer bescherte: 1969 war Reckert in die DKP eingetreten, 1973 zum Internationalen Sekretär im SDAJ-Bundesvorstand berufen worden, leitete dann einen SDAJ-Lehrgang auf der Komsomolhochschule in Moskau, wurde in den Bezirksvorstand Rheinland-Pfalz der DKP gewählt – und lernte 1986 auf einem Jahreslehrgang auf der Part...

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Bettina Röhl

So macht Kommunismus Spaß! Ulrike Meinhof, Klaus Rainer Röhl und die Akte Konkret

Hamburg: Europäische Verlagsanstalt 2006; 677 S.; geb., 29,80 €; ISBN 978-3-434-50600-4
Als kleines Kind wurden Röhl und ihre Schwester von ihrer in den Terrorismus abgedrifteten Mutter Ulrike Meinhof nach Sizilien verschleppt. Von dort sollte es in ein palästinensisches Waisenlager weitergehen, in dem die Kinder aufwachsen sollten. Vor diesem Schicksal bewahrte sie der heutige Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust, der die beiden Mädchen nach Absprache mit ihrem Vater Klaus Rainer Röhl, Herausgeber der Zeitschrift „konkret“, befreien konnte. Alles spielte sich zwar nach de...

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