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/ 21.06.2013
Rüdiger Voigt

Krieg ohne Raum. Asymmetrische Konflikte in einer entgrenzten Welt

Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2008 (Staatsdiskurse 2); 315 S.; kart., 42,- €; ISBN 978-3-515-09135-0
Voigts These lautet, der vormals verstaatlichte und international verregelte Krieg sei jüngst zunehmend entstaatlicht worden: „Raumübergreifende Akteure, wie Weltkonzerne, globale Fonds oder transnationale Terrornetzwerke und Verbrechersyndikate, überwinden staatliche Regeln und Schutzmaßnahmen mühelos“ (26). Aus dieser Perspektive behandelt der Autor systematisch die Felder, in denen sich der Zusammenhang von Raum und Krieg zeigt. Dass dies im Endeffekt einem Abgesang auf den Staat gleichkommt – und implizit zwischen westlicher und nichtwestlicher Staatlichkeit unterscheidet – und seinen Ersatz durch ein Imperium bedeutet, geht in den kleinteilig beschriebenen Phänomenen leider unter. Die Einleitung, die viel über den mediengeprägten, immer leicht alarmistischen Diskurs über den Krieg aussagt, endet so: „In den schmutzigen Kriegen an der Peripherie Europas ist es inzwischen selbstverständlich, dass sich die kriegsführenden Banden an den Hilfslieferungen der humanitären Organisationen bereichern und ggf. von ihren Landsleuten in den reichen Ländern des Westens Kriegssteuern erpressen“ (40). Die vermeintliche Systematik des Bandes erweist sich fortan als irreführend: Unter „Kriegsarten“ werden beispielsweise „Weltordnungskonflikte“ und „Wirtschaftskonflikte“ gegenübergestellt, als ob diese trennscharf zu analysieren wären; unter den wirtschaftlichen Konflikten werden dann Druck auf die Schweiz im Zweiten Weltkrieg und der Boykott französischer Waren während des Irakkriegs der USA ab 2003 aufgeführt. Wenn der Autor diese Phänomene als „Kriegsart“ versteht, wird sein Begriff jedoch bedeutungslos. Einen „asymmetrischen Krieg“ erkennt er in der Unterlegenheit der irakischen Streitkräfte gegen die USA, obwohl beide staatliche Akteure sind. Vollständig unterschiedslos werden die Kategorien, wenn Partisanen und Terroristen, deren Beschreibung nur islamistische Akteure kennt (285), in eins gehen, der Staat selbst zur Bedrohung der Freiheit im „permanente[n] gnadenlose[n] Krieg“ gegen einen „fanatische[n] Fundamentalismus“ (289) wird.
Florian Peter Kühn (KÜ)
Dr., M. P. S., wiss. Mitarbeiter, Institut für Internationale Politik, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
Rubrizierung: 4.414.14.32.25 Empfohlene Zitierweise: Florian Peter Kühn, Rezension zu: Rüdiger Voigt: Krieg ohne Raum. Stuttgart: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/31043-krieg-ohne-raum_36902, veröffentlicht am 21.10.2009. Buch-Nr.: 36902 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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