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/ 20.06.2013
Krzysztof Ruchniewicz / Marek Zybura (Hrsg.)

Zwischen (Sowjet-)Russland und Deutschland. Geschichte und Politik im Schaffen von Józef Mackiewicz (1902-1985)

Osnabrück: fibre 2012 (Studia Brandtiana 4); 397 S.; 35,- €; ISBN 978-3-938400-57-9
Józef Mackiewicz (1902‑1985) war ein polnischer Publizist und Schriftsteller. Obwohl er vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zu seinem Tode in München lebte, ist er in Deutschland weithin unbekannt und vergessen, es gibt noch nicht einmal einen deutschsprachigen Wikipedia‑Artikel über ihn. Die wenigen in deutscher Sprache erschienenen Werke sind nur noch antiquarisch erhältlich. In Polen sind Mackiewicz’ Leben und Werk dagegen Gegenstand größeren Interesses, weil sie die Brüche der polnischen Nationalgeschichte im 20. Jahrhundert exemplarisch widerspiegeln. So war Mackiewicz Augenzeuge des Ponary‑Massakers an 100.000 Juden, Polen und Russen in Litauen, das Buch „Nie trzeba glosno mówi?“ handelt unter anderem davon. Auch bei der Exhumierung der Opfer des Katyn‑Massakers war er anwesend, er berichtete in „Katyn – ein ungesühntes Verbrechen“ als Erster darüber. Neben der Aufklärung über Katyn kreist das Werk Mackiewicz’ vor allem um drei weitere Themen: das zaristische Russland kurz vor seinem Untergang, die Politik der Zweiten Polnischen Republik in den Gebieten des ehemaligen Großfürstentums Litauen und die Etablierung und territorial‑politische Expansion des Sowjetstaates. Der Sammelband arbeitet diese Themenkreise in zwei Teilen ab: Der erste, kürzere Teil widmet sich in vier Aufsätzen der historischen Kontextualisierung und Fundierung. Hier erscheinen vor allem die Ausführungen von Marek Kornat über Polen und Sowjetrussland in der Zwischenkriegszeit instruktiv. Kornat vertritt die These, dass eine Einigung mit der Sowjetunion unmöglich und der Weg in die Katastrophe des Jahres 1939 damit zwangsläufig gewesen sei. Ein zweiter, längerer Teil ist einzelnen Aspekten des Werkes gewidmet. Hier finden sich vor allem Beiträge von Spezialisten, die ohne Kenntnis der Schriften von Mackiewicz schwer verständlich erscheinen. Auch wenn das Buch so einen eher literaturwissenschaftlichen Schwerpunkt hat, erfährt der historisch‑politisch interessierte Leser doch vieles über das Polen der Zwischenkriegszeit. Das Buch entstand im Zusammenhang einer Tagung des Willy‑Brandt‑Zentrums für Deutschland‑ und Europastudien an der Universität Wroclaw im April 2010. Am Ende des Bandes findet sich eine Bibliografie zur Rezeption der Werke Mackiewicz’ im deutschsprachigen Raum.
Sebastian Lasch (LA)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.12.32.612.23 Empfohlene Zitierweise: Sebastian Lasch, Rezension zu: Krzysztof Ruchniewicz / Marek Zybura (Hrsg.): Zwischen (Sowjet-)Russland und Deutschland. Osnabrück: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/21767-zwischen-sowjet-russland-und-deutschland_43062, veröffentlicht am 13.02.2013. Buch-Nr.: 43062 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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