Aus der Annotierten Bibliografie / 04.01.2017
Einblicke in ein defektes System. Staat und Regierung in Russland im Spiegel ausgewählter Kurzrezensionen
Die Literatur spiegelt das Missglücken der demokratischen Transformation in Russland: Meinungsfreiheit und gesellschaftlicher Pluralismus sind nach einer kleinen Blüte nach dem Ende der Sowjetunion sukzessive immer weiter beschränkt worden. Die Politik unter Präsident Putin dient vornehmlich nur noch der Stabilität eines Regimes, das dem Autoritarismus zuneigt.
Die Literatur spiegelt das Missglücken der demokratischen Transformation in Russland: Meinungsfreiheit und gesellschaftlicher Pluralismus sind nach einer kleinen Blüte nach dem Ende der Sowjetunion sukzessive immer weiter beschränkt worden. Die Politik unter Präsident Putin dient vornehmlich nur noch der Stabilität eines Regimes, das dem Autoritarismus zuneigt.
Walter Laqueur
Putinismus. Wohin treibt Russland? Aus dem Englischen von Klaus-Dieter Schmidt
Berlin: Propyläen Verlag 2015; 332 S.; geb., 22,- €; ISBN 978-3-549-07461-9Für den Historiker Walter Laqueur steht fest, dass das politische System Russlands „gegenwärtig eine Diktatur mit großer Unterstützung der Bevölkerung“ (11) ist. Damit ein solches System funktioniert, brauchen die Regierenden eine Ideologie oder Doktrin. Der Autor nennt diese Ideologie „Putinismus“ (88), indem er Dokumente der russischen Regierung in diese Richtung interpretiert: „Das Land brauche eine neue Mission, eine ‚russische Idee‘, welche die Grundlage der gossudarstwennost (Staatlichkeit) und auch der Solidarität bilden müsse.“ (89) In der historischen ...
Michail Sygar
Endspiel. Die Metamorphosen des Wladimir Putin. Aus dem Russischen von Frank Wolf
Köln: Kiepenheuer & Witsch 2015; 395 S.; 16,99 €; ISBN 978-3-462-04830-8„Ich berichte davon, wie ein Mann durch puren Zufall König wurde“ (7). Mit diesen Worten leitet der Journalist und Chefredakteur des (nach eigenen Angaben einzigen) unabhängigen russischen TV‑Senders Doschd sein Buch über die Wandlungen – Metamorphosen, wie es im Buchtitel heißt – Wladimir Putins an der Spitze Russlands ein. Gleich zu Beginn widerspricht Michail Sygar dabei zwei immer wieder angeführten Narrativen zu dessen Herrschaft: Weder Putin und Russlands führende Politiker folgen einem strategischen Masterplan noch entspringen ...
William Zimmerman
Russland regieren. Von Lenin bis Putin. Aus dem Englischen von Claudia Kotte
Darmstadt: Verlag Philipp von Zabern 2015; 399 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-8053-4931-4Die aus dem Blickfeld der Medien weitgehend verschwundene, aber immer noch virulente Krise in der Ukraine hat auch Fragen nach der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung Russlands neu aufgeworfen. William Zimmerman, emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der University of Michigan und ausgewiesener Experte für die russische und sowjetische Geschichte und Politik, nähert sich dem Themenfeld über eine instruktive, historisch grundierte Analyse des Regierungssystems ...
Mischa Gabowitsch
Putin kaputt!? Russlands neue Protestkultur
Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2013 (edition suhrkamp 2661); 441 S.; 16,- €; ISBN 978-3-518-12661-5Die Proteste gegen Präsident Wladimir Putin haben Russland nach Ansicht von Mischa Gabowitsch zu einen anderem Land gemacht. „Insgesamt markierte die Bewegung für faire Wahlen seit Dezember 2011 einen langfristigen Wandel in Russlands Protestkultur. Entgegen einem beliebten Vorurteil sind Russlands Einwohner keine apathischen Protestmuffel.“ (26) Die Massenproteste in den Jahren 2011 und 2012 seien nicht nur die größten der vergangenen zwanzig Jahre gewesen, sondern führten auch zur ...
Wolfgang Sender
Russland und die Wahlbeobachtungen der OSZE. Eine empirische Studie zu den Ursachen des Widerstands der Putin-Administration gegen das ODIHR
Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2012; 445 S.; 67,80 €; ISBN 978-3-631-63585-8Politikwiss. Diss. FU Berlin; Begutachtung: M. Kerner, H.-H. Schröder. – Die Zukunft der Wahlbeobachtung durch die OSZE stehe zur Disposition, schreibt Sender, der selbst praktische Erfahrungen als Wahlbeobachter gesammelt hat. Anlass für diese Einschätzung ist, dass Russland zu den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 2007 und 2008 keine Wahlbeobachter der OSZE (genauer: des zuständigen ODHIR, Office for Democratic Institutions and Human Rights) einlud – die Präsidentschaftswahlen...
John B. Dunlop
The Moscow Bombings of September 1999. Examinations of Russian Terrorist Attacks at the Onset of Vladimir Putin's Rule
Stuttgart: ibidem-Verlag 2012 (Soviet and Post-Soviet Politics and Society 110); 251 S.; 34,90 €; ISBN 978-3-8382-0388-1Gut ein Jahr nach den Terroranschlägen von 2001 riefen die USA die 9/11‑Kommission ins Leben, die nach Sichtung von mehreren Millionen Dokumentenseiten und mithilfe von tausenden Interviews Fakten des Anschlags zusammentrug und dessen Umstände rekonstruierte. Demgegenüber hat Russland kaum Anstrengungen unternommen, die im September 1999 verübten Sprengstoffanschläge auf Wohnhäuser in mehreren Städten des Landes aufzuklären. Zwar wurden offiziell tschetschenische Separatisten für die Taten...
Lev Gudkov / Victor Zaslavsky
Russland. Kein Weg aus dem postkommunistischen Übergang. Aus dem Italienischen von Rita Seuß
Berlin: Verlag Klaus Wagenbach 2011; 206 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-8031-3635-0Anders als in den mittel- und ostmitteleuropäischen Ländern, in denen die Menschen 1989 die Einparteienherrschaften hinwegfegten und der bürgerlichen Demokratie zum Sieg verhalfen, war die Ausgangslage in der Russischen Föderation eine grundsätzlich andere. Denn während sich in den meisten Staaten des sogenannten Ostblocks lautstark antikommunistische und antisowjetische Ressentiments artikulierten, lehnten weite Teile der Eliten und der russischen Bevölkerung das Sowjetsystem nicht grundsätzlic...
Peter Patze
Wie demokratisch ist Russland? Ein tiefenorientierter Ansatz zur Messung demokratischer Standards
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2011 (Demokratiestudien. Demokratie und Demokratisierung in Theorie und Empirie 2); 355 S.; 49,- €; ISBN 978-3-8329-6255-5Diss. Chemnitz; Gutachter: E. Jesse. – Um den Zustand der Demokratie in der Russländischen Föderation (RF) während der zweiten Präsidentschaft von Wladimir Putin (2004‑2008) zu bestimmen, nutzt Patze das Konzept zur Demokratiemessung von Hans‑Joachim Lauth. Demokratieforscher Lauth hat eine 15‑Felder‑Matrix entworfen. Sie umfasst drei Dimensionen (Freiheit, Gleichheit und Kontrolle) und fünf Institutionen (Entscheidungsverfahren, intermediäre Vermittlung, Kommunikat...
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