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SIRIUS: Analyse / 21.03.2018

Die Rolle von Abschreckung im neuen strategischen Umfeld Europas

Die russische Militärdoktrin von 2010, das immer selbstbewusstere Auftreten Russlands und schließlich die Annexion der Krim haben dazu geführt, dass in Europa wieder über Konzepte der Abschreckung von Aggressionen diskutiert wird. In diesem Beitrag wird aufgezeigt, dass den sicherheitspolitischen Herausforderungen allein unter Rückgriff auf Konzepte aus der Zeit des Kalten Krieges nicht begegnet werden kann. Die Bedrohungen erfordern eine neu formulierte Abschreckung. Auch muss sich Europa der russischen Absichten, über Falschinformationen Chaos zu stiften, erwehren sowie sich der Frage stellen, wie die eigene Energiesicherheit zu schützen ist.

Protest gegen die Annexion Krim durch Russland, aufgenommen auf der Euromaidan-Demonstration in Prag, März 2014. Foto: Chmee2 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Euromaidan_in_Prague_2014-03-02_(30).JPG / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en)

 

Antworten auf die aktuelle Herausforderung durch Russland

Während des Kalten Krieges konnte man Bücherregale mit Studien über die Abschreckung und die Einbeziehung von Nuklearwaffen in konventionelle militärische Auseinandersetzungen füllen. Aber nach dessen Ende kam der theoretische Abschreckungsdiskurs praktisch zum Erliegen. Da Abschreckung nie versagt hatte, waren die Diskussionen theoretische Übungen geblieben, und glücklicherweise hatte es keine Gelegenheit gegeben, die (nuklearen) Einsatzdoktrinen einem Praxistest zu unterziehen. Der relative Niedergang des Westens und das immer selbstbewusstere Auftreten Russlands im vergangenen Jahrzehnt haben aber dazu geführt, dass heute erneut über Konzepte der Abschreckung von Aggressionen in Europa diskutiert wird. Es war vor allem die neue russische Militärdoktrin von 2010, die das Konzept der strategischen Abschreckung wieder zum Leben erweckt hat. Sie lieferte die wesentlichen Impulse für die neue Debatte über den Nutzen von Nuklearwaffen und über Konfliktdeeskalation.

Zunächst wurden alte Abschreckungskonzepte aus den Zeiten des Kalten Krieges aus der Schublade geholt und die Debatte dort wieder aufgenommen, wo sie 1990 endete. Dieser Artikel folgt der Debatte und geht auf den Stand der Diskussion über die Abschreckung von Angriffen gegen NATO-Europa am Ende des Kalten Krieges zurück. Er setzt sich kritisch mit der Frage auseinander, ob die gegenwärtige theoretische Grundlage der westlichen Abschreckungsdebatte, die sich noch immer auf durch Atomwaffen unterstützte starke konventionelle Streitkräfte konzentriert, ausreichend ist, um mit den derzeitigen Herausforderungen fertig zu werden. Das Fazit lautet, dass das neue russische Konzept strategischer Abschreckung eine vollständige Überarbeitung der westlichen Strategie erfordert.
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Der vollständige Aufsatz ist erschienen in: SIRIUS – Zeitschrift für Strategische Analysen, Band 2, Heft 1, Seiten 3–20: https://www.degruyter.com/view/j/sirius.2018.2.issue-1/sirius-2018-0002/sirius-2018-0002.xml

 

CC-BY-NC-SA
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