Die Frage nach der demokratischen Substanz. Der vergleichende Blick auf die Transformation in Ostmitteleuropa
Warum haben Startbedingungen, die sich auf den ersten Blick stark ähnelten, zu unterschiedlichen Verläufen der Transformationen in Ostmitteleuropa geführt? In verschiedenen Analysen zeigt sich, dass die Staaten tatsächlich in voneinander divergierenden Zuständen den Systemwechsel angetreten haben. Dessen Gelingen wird unter anderem davon beeinflusst, ob ein Wechsel der Elite stattgefunden hat, wie hoch das Bildungsniveau der Bevölkerung ist und welchen Einfluss die EU genommen hat. Jetzt allerdings führen Rassismus und Rechtsextremismus zu einer Verschärfung der politischen Debatte und gefährdeten die jungen Demokratien.
Warum haben Startbedingungen, die sich zumindest auf den ersten Blick stark ähnelten, zu doch sehr unterschiedlichen Verläufen der Transformationen in Ostmitteleuropa geführt? In dem Band Totalitarismus und Transformation wird sich einer Antwort unter dem Hinweis angenähert, dass die einstigen Staaten des Ostblocks Ende der 1980er-Jahre eben keine gleichförmigen Teile eines monolithischen Ganzen gewesen seien, sondern in voneinander divergierenden Zuständen den Systemumbruch vollzogen. Neben dem Wandel von Wirtschaft und Institutionen machen die Autoren insbesondere das Bildungsniveau der Bevölkerung sowie den Einfluss der EU als wichtige Faktoren aus. Die Beantwortung der Frage, inwieweit sich demokratische Substanz und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit herausbilden konnten, hängt zudem – wie am Negativbeispiel Ungarn gezeigt wird – davon ab, ob nach 1989 überhaupt ein Wechsel der Elite stattgefunden hat oder ob die alten Kader den Aufbruch mehr oder weniger blockieren. In Büchern wie Aufmarsch. Die rechte Gefahr aus Osteuropa wird außerdem auf eine Problematik hingewiesen, die an neuer Virulenz gewonnen hat: Rassismus und Rechtsextremismus führen zu einer Verschärfung der politischen Debatte und zur gesellschaftlichen Ausgrenzung von Gruppen, die nicht zur Mehrheitsgesellschaft gezählt werden.
Totalitarismus und Transformation. Defizite der Demokratiekonsolidierung in Mittel- und Osteuropa
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009 (Schriften des Hannah-Ahrendt-Instituts für Totalitarismusforschung 37); 380 S.; 49,90 €; ISBN 978-3-525-36911-1Neue alte Rassismen? Differenz und Exklusion in Europa nach 1989
Bielefeld: transcript Verlag 2015 (Kultur und soziale Praxis); 330 S.; kart., 29,99 €; ISBN 978-3-8376-2364-2Aufmarsch. Die rechte Gefahr aus Osteuropa
St. Pölten: Residenz Verlag 2010; 297 S.; hardc., 21,90 €; ISBN 978-3-7017-3175-6Nach der Diktatur. Demokratische Umbrüche in Europa - zwölf Jahre später. Redaktion: Markus Pieper
Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 2003 (Europäische Diktaturen und ihre Überwindung 1); 225 S.; brosch., 17,90 €; ISBN 3-412-03603-X
Die Folgen der Revolution. 20 Jahre nach dem Kommunismus
Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 2010 (Europäische Diktaturen und ihre Überwindung 15); 183 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-412-20597-3Außen- und Sicherheitspolitik
Literaturhinweis
Helmut Fehr
Vergeltende Gerechtigkeit – Populismus und Vergangenheitspolitik nach 1989
Leverkusen, Verlag Barbara Budrich 2016
Rezension
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Lassen sich aus der Verknüpfung von Totalitarismustheorie und der Erforschung der Transformation Erklärungen für den heutigen Zustand der postsozialistischen Länder gewinnen? Wie tot ist der Kommunismus? Warum erstarken rechtsradikale Strömungen? In den Beiträgen dieses Bandes werden die Schwierigkeiten der empirischen Messung von Mentalität problematisiert, entsprechende Versuche dennoch unternommen und aufgezeigt, mit welchen Folgen die fehlende Aufarbeitung der totalitären Vergangenheit auf Untertanengeist und soziales Misstrauen trifft.
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zum Thema
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